Harpstedt Manch einer mag zunächst irritiert gewesen sein. Mit ein klein wenig Verspätung trat der freie Redner Michael Lührs am Dienstagmittag in der Harpstedter Friedhofskapelle vor die Trauergemeinde von Uwe Cordes – und entschuldigte sich dafür erst einmal beim Verstorbenen. Das Zu-spät-Kommen war gewollt: Es erinnerte an eine Eigenart von Uwe Cordes. Der sei oft durch wichtige Telefonate aufgehalten worden, brachte Lührs in Erinnerung. „Er war eben ein ganz anderer Bürgermeister.“
Etwa 240 Verwandte, Freunde und Weggefährten waren gekommen, um von dem am 26. Juli verstorbenen Harpstedter Abschied zu nehmen – so viele, dass die Sitzplätze in der Kapelle nicht reichten. Dass die Trauerfeier am 13. August gegen 13 Uhr stattfand, sei kein Zufall, erklärte Lührs: „Die Zahl 13 war Uwes absolute Glückszahl.“ An einem Freitag, den 13., habe er die Führerscheinprüfung bestanden, am 13. Januar 1998 wurde er zum Samtgemeindebürgermeister gewählt, an einem 13. kam Enkeltochter Jette zur Welt.
Uwe Cordes, der am 6. Januar dieses Jahres in seiner Wohnung in Wildeshausen unglücklich gestürzt war, hatte schon damals mit dem Tod gerungen, berichtete Lührs. Sein Gesundheitszustand habe sich seither keineswegs gebessert.
Vor diesem Hintergrund hatte Uwe Cordes für diesen Tag Vorbereitungen getroffen. So legte der Harpstedter eine Liste mit Liedern für die eigene Trauerfeier an. Ruhiges wie Leonard Cohens „Suzanne“ oder Otis Reddings „Sittin on the dock of the bay“ stand darauf, auch Rockiges wie „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen oder Peter Maffays „Über sieben Brücken“. Zum Abschluss sang Alexia Drawhorn aus Beckeln „Imagine“ von John Lennon.
Dazwischen erzählte der freie Redner (und Standesbeamte) Michael Lührs vom „ganz anderen Bürgermeister“ und vom Menschen Uwe Cordes.
Der wurde am 5. Juni 1951 in Rethem/Aller geboren und absolvierte dort von 1969 bis 1971 eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten. 1972 wechselte er zur Stadt Fallingbostel, am 1. März 1977 dann zur Samtgemeinde Harpstedt. Von 1981 bis 1998 war er Allgemeiner Vertreter des Samtgemeindedirektors. Bei der Kommunalwahl 1998 wurde Uwe Cordes zum ersten „eingleisigen“ Bürgermeister der Samtgemeinde Harpstedt gewählt, bei der Wahl 2006 für weitere acht Jahre in diesem Amt bestätigt.
Wer bei dieser Bilderbuchkarriere vermute, dass der Verstorbene auftauchende Hindernisse mit einer „gewissen Leichtigkeit“ gemeistert habe, liege falsch, meinte Lührs. „Wie oft brannte am Sonntagabend im Amtshof noch Licht ... und jeder, der vorbeikam, wusste: Da sitzt Uwe jetzt.“
2014 kandidierte Cordes nicht erneut. Stattdessen wechselte er 2016 in die Politik: Er wurde als Parteiloser auf der Liste der Grünen in den Flecken- und den Samtgemeinderat gewählt.
Unkonventionell und pragmatisch – so beschrieb der freie Redner die Herangehensweise des Verstorbenen. Damit habe er sich nicht nur Freunde gemacht. „Ein Macher, eine Kämpfernatur“ sei Cordes gewesen – sport-affin, einer, der keine Zwänge mochte, der gerne mit seiner Frau Elke Kopmann-Cordes Tanzen ging, der „sich stets für die Belange der Bürger eingesetzt hat“, ein erklärter Atomkraftgegner, HSV-Fan, in mehreren lokalen Vereinen Macher und Motor.
Uwe Cordes’ Urne, so sagte Lührs, sei von seinen fünf Enkelkindern liebevoll bemalt worden. Auch die HSV-Raute finde sich darauf wieder.
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