Bergedorf Das Hobby zum Beruf machen zu können – davon träumen viele. Für Karl-Heinz und Bärbel Auffarth ist es Realität. Doch mit Schwärmerei hatte das wenig zu tun. Dass die Familie vor 15 Jahren die Rinderhaltung aufgab und ihren Hof in Bergedorf zum Pferdebetrieb umwandelte, hatte einen handfesten Grund: Weder Sohn Jan (30) noch Tochter Sandra (27) zog es in die Landwirtschaft – jedenfalls nicht in den Kuhstall oder die Bullenmast.
„Die Landwirtschaft befand sich im Wandel“, erinnert sich Karl-Heinz Auffarth (65) ans Ende der 90er Jahre. „Heute muss man sich spezialisieren.“ Und Ehefrau Bärbel (56) ergänzt: „Wir hätten richtig investieren müssen, um da mithalten zu können.“
Bereits vor 40 Jahren, mit 25, hatte Karl-Heinz Auffarth den Hof an der Alten Dorfstraße vom Vater übernommen. Es ist einer der ältesten Höfe der Bauerschaft. Die Schweinemast gab Auffarth sofort auf. Dafür begann er mit der Pferdezucht und Jungpferdeausbildung. Die Arbeitstage verbrachte der Landwirt im Rinderstall und auf dem Feld – nach Feierabend kamen die Pferde an die Reihe. In den 80er Jahren erwarb er den Nachbarhof, der bis dato im Besitz der Familie Strodthoff gewesen war, noch dazu. Hier stehen seither die Zuchtstuten.
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In den 90er Jahren kamen dann die ersten Pensionspferde. Das Interesse von Pferdebesitzern, ihre Tiere auf dem Hof einzustallen, wuchs zusehends. „Allmählich wurden die Boxen knapp“, erinnert sich Karl-Heinz Auffarth. Vor 16 Jahren wich die kleine Reithalle des Hofes einem geräumigen Neubau. Angegliedert waren weitere Ställe. „Das ließ sich nicht mehr nebenbei bewältigen“, so Bärbel Auffarth. Die Entscheidung, komplett auf die Pferdehaltung, -zucht und -ausbildung umzusatteln, sei richtig gewesen, urteilen sie und ihr Ehemann rückblickend. „Wir haben heute nicht unbedingt weniger Arbeit, aber es macht viel Spaß!“
Maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Name Auffarth inzwischen auch außerhalb von Reiter- und Züchterkreisen ein Begriff ist: Tochter Sandra. Schon vor ihrem zweifachen Medaillengewinn bei den Olympischen Spielen in London 2012 hatte sie als Vielseitigkeitsreiterin national und international Erfolge eingefahren. Unter anderem wurde sie auf dem Wallach Carlos, der aus der familieneigenen Zucht stammt, zweimal Deutsche Meisterin.
„Eigentlich war Carlos eher ein Springpferd als ein Vielseitigkeitspferd“, sagt Karl-Heinz Auffarth. „Aber Sandra hat etwas aus ihm gemacht.“ Durch ihre frühen Erfolge wurde das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf auf Sandra aufmerksam und nahm sie in seine Perspektivgruppe auf. Nach der Ausbildung zur Pferdewirtin sowie zur Sport- und Fitnesskauffrau kehrte sie 2011 wieder auf den Hof ihrer Eltern zurück.
Seit dem 1. Juli ist dort die vierte Auffarth-Generation auch ganz offiziell am Ruder: Sandra hat den Betrieb ihrer Eltern übernommen. Auf die Arbeitsaufteilung wirkt sich der Führungswechsel indes nicht aus. Während sich Bärbel Auffarth weiterhin um Haushalt und Büro, Familienoberhaupt Karl-Heinz sich wie gehabt um die Jungpferde-Ausbildung und die Ernte kümmert, kann sich Sandra auf die Ausbildung ihrer Pferde und Turniere konzentrieren. Und auch Jan hat inzwischen sein Faible für die Pferde entdeckt: Zusammen mit seinem Vater engagiert er sich als Züchter.