BOOKHOLZBERG Dass dieser Mann Rückgrat hat, weiß man in Bookholzberg spätestens seit Mitte der 90er Jahre. Mit einem entschiedenen „Nein“ trat Norbert Raasch als Chef des Berufsförderungswerkes (bfw) damals den vielen Menschen entgegen, die auf eine öffentliche Nutzung der Freilichtbühne drängten. Zehn Jahre später zeigte er Rückgrat in einem ganz anderen Kampf: Nun ging es ums Überleben „seines“ bfw. Raasch verordnete eine „Rosskur“. Das Ergebnis, so wurde am Mittwoch bescheinigt, könne sich sehen lassen. „Der Bestand des bfw ist gesichert, davon bin ich überzeugt“, sagte Bürgermeisterin Alice Gerken-Klaas.
Der Anlass für ihre Laudatio: Nach 19 Jahren an der Spitze des Berufsförderungswerkes wurde Norbert Raasch in den Ruhestand verabschiedet. Rund 120 Gäste waren dazu in die Mehrzweckhalle des bfw gekommen.
Ein klarer Schwerpunkt der Festreden: die Turbulenzen der vergangenen Jahre. Angesichts von massiven Auslastungsproblemen und Millionenverlusten hatte die Stiftung zur beruflichen Rehabilitation (sie ist Trägerin der bfw Bookholzberg und Bad Pyrmont) 2005 eine schmerzliche Restrukturierung eingeleitet. Raasch, so erinnerte sich die Bürgermeisterin, habe sie damals mit einem Satz beeindruckt: „Die Treppe kehrt man von oben.“ Er habe mit der Reduzierung der Mitarbeiterzahl auf der Führungsebene begonnen.
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Es sei dem gebürtigen Braunschweiger gelungen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, strich Gerhard Masurek vom Stiftungsrat heraus. Anerkennung zollte auch Betriebsratsvorsitzender Ralf Strauch: Trotz des „immensen Arbeitsplatzabbaus“ (von 200 auf 110 Mitarbeiter) habe Raasch die Restrukturierung sehr sozialverträglich bewerkstelligt, das sei ihm hoch anzurechnen.
Freilich: Der 65-Jährige hatte das bfw nicht nur restrukturiert, er hatte die Einrichtung (über Jahrzehnte) neu ausgerichtet. Als Raasch am 15. April 1991 den Posten des Direktors antrat, lag der Schwerpunkt beim Umschulen noch im handwerklichen Bereich. Weniger als ein Prozent der Rehabilitanden seien Frauen gewesen, erinnerte er sich. Das änderte Raasch Schritt für Schritt. Das bfw verabschiedete sich von weniger gefragten Berufen, gab zum Beispiel seine Fachschule Technik, den Metallbereich oder die Galvanik auf. Statt dessen wurden andere Berufe eingeführt, etwa aus den Bereichen Arbeitspädagogik oder Kosmetik. Damit stieg der Frauenanteil – auf aktuell 32,6 Prozent.