Ganderkesee Eigentlich böte das „Bienenglück“ schon jetzt reichlich Anlässe für Führungen zu unterschiedlichen Themen, aber wegen der Pandemie-Beschränkungen dürfen die Initiatoren des Artenschutz-Projekts derzeit noch keine Gruppenveranstaltungen anbieten. Das Programm für das zweite Jahr befindet sich folglich noch in der Warteschleife.
Zu zweit oder mit der Familie über das Feld zu schlendern ist indes zulässig – und keineswegs langweilig. Der Ganderkeseer Landschaftsökologe Dr. Klaus Handke ist begeistert, wie sich die Flora bereits im Mai entwickelt hat. Etwa auf der Hälfte der insgesamt vier Hektar, die Landwirt Onno Osterloh am Bürsteler Fuhrenkamp zur Verfügung gestellt hat, sprießt das Ergebnis der Aussaat im Mai 2019. „Was im ersten Jahr schlecht angelaufen ist, präsentiert sich jetzt so toll!“, sagt Handke und zeigt auf eine Fläche, auf der aktuell Margerite, Phacelia, Ringelblume und Kornblume blühen. Mittendrin zahllose Insekten, darunter Arten, die auch der erfahrene Naturkundler in Norddeutschland bislang selten gesehen hat – der Hummelschwärmer etwa.
Auch auf Vögel und Fledermäuse wirkt das üppige Nahrungsangebot anziehend. So habe er im „Bienenglück“ Goldammer, Gartenrotschwanz, Baumpieper und Neuntöter – allesamt gefährdete Arten – beobachtet, erzählt Handke. Ein auf Fledermäuse spezialisierter Mitarbeiter sei gerade „hellauf begeistert“ zurückgekehrt, nachdem er sechs Arten beobachtet habe, vier davon besonders gefährdete. „Das ist ein echtes Qualitätsmerkmal“, ist Handke überzeugt.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Andere Bereiche des Feldes sind derzeit noch weitaus weniger von der Fauna umschwärmt, dort sprießt jetzt das, was in diesem Jahr neu ausgesät wurde. Insgesamt 55 Arten wurden auf kleinen Parzellen separiert gesät, um herauszufinden, was unter welchen Pflegemaßnahmen am besten gedeiht. Auch Saatguthersteller haben großes Interesse an den Ergebnissen.
„Wir wollen erreichen, dass hier ganzjährig etwas blüht“, erklärt Onno Osterloh, der auf der Fläche am Bürsteler Fuhren vorher Mais, Gerste und Weizen angebaut hat. Aus Sicht der Landwirtschaft seien Blühwiesen durchaus eine Option, wenn ungenutzte Flächen „nicht einfach zu Brennnesselflächen verkommen“, sondern „vernünftig entwickelt“ würden. „Wenn wir in Ganderkesee 15 bis 20 solcher Flächen hätten, würde es hier in puncto Artenvielfalt anders aussehen“, ist Handke überzeugt.
Doch eine Fläche nicht zu bewirtschaften, kostet die Landwirte Geld. Das „Bienenglück“ ließ sich durch Patenschaften und Sponsoring realisieren. Im zweiten Jahr ist die Unterstützung – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Krise – allerdings deutlich eingebrochen. „Wir legen im Herbst fest, wie es weitergeht“, sagt Onno Osterloh über das eigentlich auf fünf Jahre angelegte Vorhaben.
Erste Erfolge zeigen sich unterdessen in jenem Bereich des Feldes, den der Landwirt, aufgeteilt in 15-Quadratmeter-Parzellen, seit Kurzem kostenfrei Hobby-Bauern für den Kartoffelanbau zur Verfügung stellt: Auf einigen der Teilflächen ist bereits etwas Grün zu sehen. Auf anderen sei nach dem Pflanzen nicht genügend rückverfestigt worden, erklärt Osterloh.