Wildeshausen /Großenkneten /Hamburg „Papa kämpft für unseren Hof!“ Oder: „Das Agrarpaket – der Bauer geht“, ist auf den Plakaten zu lesen. Landwirt Jan-Bernd Stolle aus Großenkneten-Hellbusch sagt es anders: „Wir können nicht mehr. Es geht um unsere Existenz!“ Der 51-Jährige ist einer unter den Tausenden von Bauern, die am Donnerstag in der Hamburger Innenstadt gegen den erdrückenden Berg von Auflagen für die Branche protestieren. Die Aktion anlässlich der Umweltministerkonferenz sei eine der letzten Chancen, sich vor dem Inkrafttreten vieler Verordnungen Gehör zu verschaffen.
Am Vormittag sind nach Angaben des Kreislandvolks rund 5000 Trecker auf die Hansestadt zugerollt; knapp 300 kamen aus dem Landkreis Oldenburg. Die Bauern haben sich an Sammelpunkten in Hellbusch und in Harpstedt getroffen, um als Kolonne nach Hamburg zu fahren. Die Polizei begleitete den Konvoi.
„Es klappt alles wunderbar“, berichtete Stolle um 6.48 Uhr. Da erreichte die Kolonne aus dem Kreis gerade Ottersberg. Der Landwirt ist angetan von dem Entgegenkommen der Polizei. Viele Beamte hätten großes Verständnis für die Sorgen der Landwirte gezeigt. Auch die Hamburger waren keinesfalls negativ gestimmt. „70 bis 80 Prozent der Leute hielten den Daumen hoch“, berichtete der Vater von vier Kindern, der sich schon um 3.30 Uhr auf den Weg gen Norden gemacht hatte.
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Ihr eigentliches Ziel, den Gänsemarkt in Hamburg, erreichten viele Landwirte aus dem Landkreis nicht. In der Nähe des Hafens ging es für die Schleppper aus Großenkneten nicht mehr weiter. Diskutiert wurde eifrig, auch mit Passanten. „Wir werden sonst nicht gehört oder ernst genommen“, beschrieb Landwirt Hinrich Meyer (Hatten) seine Motivation zur Mitfahrt.
Das sieht auch Stolle so: „Wir wollen mitreden und in der Gesellschaft dazu gehören.“ Zunehmend würde die politische Debatte über Lebensmittelproduktion oder Bodendüngung emotional geführt und dann ideologisch entschieden. Maßstab müssten für die Politik aber allein die Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnisse sein.
„Diese Demonstration ist sehr wichtig“, sagt Franz-Josef Dasenbrock, Vorsitzendes des Ortslandvolks in Wildeshausen. Er ist zwar nicht mit nach Hamburg gefahren, hat aber größten Respekt für seine Kollegen. „Ich hoffe, dass die Politik endlich begreift, dass es bei uns brodelt“, erklärt Dasenbrock. „Das hier sind keine Funktionäre, die Meinungsmache betreiben. Hier geht die Basis auf die Straße.“
Für Jan-Bernd Stolle und seine Kollegen wird es – wieder einmal – ein langer Tag. Erst am späten Abend sind die vielen Schlepper zurück im Landkreis.