Wildeshausen Ein joggendes Paar, zwei Fahrradfahrer, eine Dame mit Hund, eine Familie mit Kinderwagen: Bei fast 20 Grad und wolkenlosem Himmel zieht es am Ostermontagvormittag viele Spaziergänger und Sportler auf das Wildeshauser Pestruper Gräberfeld. Schäfermeisterin Susanne Loewe steht mit Hütehund Hector in der Nähe der Moorschnuckenherde. „Es ist viel los“, sagt sie. Während der Feiertage seien viele Familien auf dem Feld unterwegs. Für sie und Ole Wohlann bedeutet das: besonders aufmerksam sein. Gemeinsam mit Revierförster Karl-Heinz Frese beweidet das Paar neuerdings die Heidefläche.
„Gestern waren hier einige Familien mit Kindern“, erzählt Loewe. „Ich muss dann gucken, dass die Kinder nicht an den Zaun gehen. Die Erwachsenen zeigen es den Kindern und greifen rüber – oder wollen die Schafe durch den Zaun füttern.“ Das sei aber falsch. „Dadurch werden die Lämmer animiert, auszubrechen.“ Die Familien würden in der Regel verständnisvoll reagieren, wenn Loewe sie auf die Verhaltensregeln aufmerksam macht. Sie betont: „Das ist kein Streichelzoo.“ Im schlimmsten Fall könnten die Lämmer zur nahegelegenen Pestruper Straße laufen. „Der Schäfer muss dann dafür gerade stehen.“
Erich Bohlen geht gerade mit etwas Abstand vor den eingezäunten Lämmchen in die Hocke und zückt den Fotoapparat. „Wir sind spontan hier hergekommen“, sagt der 66-jährige Wildeshauser. „Am Nachmittag ist hier immer viel los.“ Seine Frau führt eine Hündin, einen Münsterländer-Mix, an der Leine – woraufhin Hütehund Hector die Ohren spitzt. „Da kommt der Beschützerinstinkt durch“, sagt Loewe, während sie Hektor an der kurzen Leine hält. Wenn er andere Hunde sehe, wolle er immer automatisch die Herde absichern.
So zutraulich der Hund auch auf Tierfreunde wirkt: „Wir wollen nicht, dass er gestreichelt wird“, sagt Susanne Loewe. „Sonst arbeitet er nicht.“ Streicheleinheiten gebe es nach Feierabend: „Zuhause ist er wieder der Kuschelhund.“
Rund zwei Stunden später wartet die Familie Hollmann mit den kleinen Kindern vor dem Stall darauf, dass die Moorschnucken wieder auf das Feld gelassen werden: Die Mittagszeit verbringen die Tiere nicht im Freien. „Wenn die Sonne so knallt, schwitzen die Schafe viel. Das haben wir gestern gemerkt: Da wollten sie weniger fressen, sondern viel mehr trinken“, erklärt Susanne Loewe.
Eine Tränke ständig auf das eingezäunte Feld zu befördern, sei logistisch eine Herausforderung: „Wir müssten immer schleppen – denn mit dem Auto dürfen wir hier nicht drüberfahren.“ Im Stall gibt es für die Schafe Schatten und ausreichend Wasser – bis es wieder hinausgeht, um die restlichen Sonnenstrahlen am Ostermontag zu genießen.