Wildeshausen Ehrenamtlicher Fahrer für den Bürgerbus ist etwas Besonderes: „Wir erreichen viele Menschen, die auf uns angewiesen sind“, so Volkmar Hafermann, 2. Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins Wildeshausen. Der 58-jährige Kraftfahrer ist seit mehr als sieben Jahren ehrenamtlich für den Bürgerbus unterwegs. Mit einer kleinen Hupe begrüßte er am Sonntag mehr als 140 Gleichgesinnte.
Wildeshausen war erstmals Gastgeber von 15 Bürgerbus-Vereinen aus dem Nordwesten. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer trafen sich in der Kreisstadt zur jährlichen Kohltour. Von einem „besonderen Tag“ sprach die Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins Wildeshausen, Renate Hocke, bei der Begrüßung im historischen Ratssaal. Sie dankte insbesondere dem Organisationsteam. Bereits um 7.30 Uhr wurden Schmalzbrote für die Gäste geschmiert.
„Ihr Einsatz ist nicht selbstverständlich“, würdigte die stellvertretende Bürgermeisterin Evelyn Goosmann die Ehrenamtlichen. Um die Buslinien einzurichten, seien viele bürokratische Hindernisse aus dem Weg geräumt worden. Fast alles werde in Eigenregie organisiert. Goosmann dankte auch den Zuschussgebern, ohne deren Hilfe der Unterhalt eines Bürgerbusses in der Kreisstadt wohl kaum möglich sei.
21 Bürgerbus-Vereine gehören mittlerweile zum ZVBN (Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen). Sie betreiben 47 Linien und transportieren mehr als 300 000 Fahrgäste pro Jahr. „Das ist eine bemerkenswerte Leistung zum Wohl der Allgemeinheit“, meinte Goosmann. Es gelte darum, die Mobilität der Menschen in ländlichen Regionen zu erhalten. „Machen Sie weiter so!“
Auf dem Marktplatz bot sich ein beeindruckendes Bild von 15 Bürgerbussen, die dort aufgereiht waren. In mehreren Gruppen brachen die Besucher zu Stadtführungen auf, die die Gästeführer Christa Plate, Jakob Rauschenberger, Karola Müller, Waltraud Förster und Norbert Hellmann leiteten. Ziele waren unter anderem die beiden großen Kirchen, der Burgberg und die Wallanlage. Im Anschluss folgte eine Kremsertour zum Pestruper Gräberfeld. Kohl und Pinkel wurde im Reitersaal des „Hannoverschen Hofes“ serviert.
Das Zusammentreffen wurde zugleich zum Erfahrungsaustausch genutzt. „Wir haben im Moment drei Fahrzeuge auf zwei Linien“, berichtete Hanna Otter-Sandstedt vom Bürgerbus-Verein Ganderkesee. Dort gebe es zum Fahrplanwechsel im Sommer einige Änderungen: Der Bürgerbus fahre weiter, auch wenn am 1. August das Delmenhorster Busunternehmen Hutfilter den Linien- und Schulbusverkehr in der Nachbargemeinde übernimmt, so Otter-Sandstedt. Beim Thema Ehrenamt stießen die Bürgerbus-Vereine aber mittlerweile an Grenzen. Weitere Helfer benötigt dringend auch der Wildeshauser Bürgerbus. „Wir haben derzeit 20 aktive Fahrer“, berichtete Hocke. Benötigt würden aber mindestens 24. Zudem wünscht sie sich eine stärkere Entlastung der älteren Fahrer.
Wie wichtig der Bürgerbus ist, machte Hafermann noch einmal deutlich: Er habe über seine Fahrertätigkeit eine ältere Frau kennengelernt, die gut eineinhalb Monate nicht in die Stadt gefahren sei, weil sie sich die 18 Euro fürs Taxi nicht leisten konnte. Dank des Bürgerbusses fahre sie nun mehrmals im Monat in die Wildeshauser Innenstadt.
Ein Video gibt es unter www.nwzonline.de/videos