Kreyenbrück Ernst genommen werden, wichtig für andere sein, ihnen helfen, dabei selber etwas fürs eigene Leben lernen. Und das alles mit 13 oder 14 Jahren. Das ist doch genial, sogar „sozialgenial“. Genauso heißt der Wettbewerb, der deutschlandweit Schulen dazu anregen möchte, Unterricht und soziales Engagement zu verknüpfen. Zum zweiten Mal wurde zu diesem sogenannten Service-Learning-Wettbewerb aufgerufen. Zu den fünf Gewinner-Schulen gehört auch die IGS Kreyenbrück (siehe Infokasten). Deren Teenager sind nämlich genial sozial.
Wir fahren nach Berlin
Für die ungefähr 150 Siebtklässler der IGS an der Brandenburger Straße gehört es zum Schulalltag, sich ehrenamtlich engagieren. Das machen sie im Schulfach „Lernen durch Engagement“ (LdE) und im Repair-Café. Ein auszeichnungswürdiges Beispiel, wie man Unterricht und Engagement am besten und nachhaltigsten miteinander verknüpfen kann, fand die Wettbewerbsjury. Um die Urkunde in Empfang zu nehmen fährt eine Abordnung aus Kreyenbrück Ende Mai nach Berlin: die Didaktische Leiterin Heike Schaadt, Christian Dierking, Leiter der Technik-AG und des Repair-Café, sowie eine Schülerin und drei Schüler. In der Hauptstadt werden sie ihre sozialen Tätigkeitsfelder und die vielfältigen Kooperationen innerhalb Oldenburgs und vor allem im Stadtteil Kreyenbrück auf der Bühne vorstellen.
Dabei geht es zum einen um das Schulfach „LdE“. Es wird vom siebten bis zum achten Jahrgang für jeweils zwei Stunden in der Woche unterrichtet, wobei im ersten Halbjahr theoretische Grundlagen über Engagement und Ehrenamt gelehrt werden. „Hier finden die Jugendlichen heraus, wo ihre Stärken und Schwächen liegen“, erklärt Heike Schaadt. Außerdem geht es um die gute Bewerbung – sowohl mündlich als auch schriftlich.
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Nicht unbedingt einfach, wenn man in der Pubertät steckt. Diese Altersgruppe zwischen Kindsein und Erwachsenwerden hat die Schule aber mit Absicht fürs LdE ausgewählt. „Die Jugendlichen erfahren, wie es ist, Verantwortung zu übernehmen, und sie fühlen sich ernstgenommen“, weiß die Didaktische Leiterin.
Nächster Schritt: Die Schülerinnen und Schüler suchen sich selbstständig eine Institution, in der sie sich für zwei Halbjahre circa zwei Stunden in der Woche ehrenamtlich engagieren wollen. Ihre Stärken und Schwächen kennen sie nun ja und können sich – auch schon mit 13 Jahren – selbstbewusst bewerben.
Fast alle bei der Arbeit
„Fast alle der 150 Jugendlichen haben einen Einsatzort gefunden“, sagt Heike Schaadt nicht ohne Stolz und zählt auf: „Einige sind in Grundschulen tätig, unterstützen dort beispielsweise die Hausaufgabenhilfe. Jemand ist im Musikbereich, ein anderer hilft in den Naturwissenschaften. Einsatzorte sind Kitas, die Oldenburger Tafel und beim Therapeutischen Reiten.“
Zum anderen gibt es das Repair-Café – ein weiteres gelungenes Beispiel dafür, wie Unterricht und Engagement sinnvoll miteinander verknüpft werden kann. Im Wahlpflichtkurs „Ehrenamtlicher Fahrradmechaniker“ bereiten sich Schülerinnen und Schüler auf ihren Einsatz in dem „Reparatur-Café“ vor, das (wie berichtet) 2016 in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Technik der Universität Oldenburg ins Leben gerufen wurde. Einmal im Monat an einem Freitagnachmittag heißt es „Reparieren statt Wegwerfen“ im Gemeindehaus St.-Johannes, Pasteurstraße. In gemütlicher Atmosphäre treffen sich hier Jung und Alt aus verschiedenen Lebenskulturen und kommen beim Reparieren ins Gespräch. Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich in ihrer Arbeit anerkannt und sind stolz auf ihre Tätigkeiten. „Das zu erfahren ist in diesem Alter doch sinnvoller, als noch eine Vokabel mehr zu lernen“, meint Heike Schaadt.