Oldenburg Der Senat der Universität Oldenburg hat Prof. Dr. Ralph Bruder (57) von der TU Darmstadt am Mittwoch zum Nachfolger von Universitätspräsident Prof. Dr. Hans Michael Piper (68) gewählt. Unsere Zeitung sprach mit dem Arbeitswissenschaftler kurz nach der Wahl über seine neue Aufgabe.
Bruder: Ich bin sehr offen und zuvorkommend aufgenommen worden. Über die Unterstützung, die ich bei meinen Gesprächen in allen Bereichen der Universität gefunden habe, freue ich mich sehr. Ich bin mir der Verantwortung bewusst und nehme das Amt mit Freude an. Es ist schade, dass ich jetzt nicht in Oldenburg sein kann; das erlebe ich als ungewöhnliche Situation aufgrund von Corona.
Bruder: Die Universität war mir bekannt, natürlich unter anderem durch das Exzellenzcluster für Hörforschung. Auch die Gründung der Oldenburger Universitätsmedizin habe ich wahrgenommen; das gibt es nicht so häufig in Deutschland. Beim bundesweiten Qualitätspakt Lehre und beim Qualitätswettbewerb Offene Hochschule spielt die Universität Oldenburg, ebenso wie die TU Darmstadt, ganz vorne mit.
Bruder: Als hauptamtlicher Vizepräsident der TU Darmstadt stand ich im intensiven Kontakt mit der Landesregierung, zum Beispiel bei der Erarbeitung des Digitalpaktes Hessen. Thematisch gibt es regelmäßige Berührungen unter anderem mit dem Arbeits- und Wissenschaftsministerium in Berlin. Ich sehe meine Rolle als Präsident auch darin, in politischen Räumen zu agieren und Positionen der Universität sichtbar zu machen.
Bruder: Die Arbeitswissenschaften untersuchen die menschlichen Arbeitsbedingungen. Es ist ein interdisziplinäres Fach, das alle Bereiche des Arbeitslebens in den Blick nimmt. Ein aktuelles Thema ist zum Beispiel die Digitalisierung der Arbeitswelten. Ich selbst habe mich unter anderem mit Künstlicher Intelligenz verstärkt befasst. Es geht darum, Künstliche Intelligenz zu erklären, damit ihre Möglichkeiten besser verstanden und als nützlich erfahren werden. So haben wir zum Beispiel kürzlich ein Kompetenzzentrum zum Thema Arbeit und Künstliche Intelligenz gestartet. Der Bund fördert diese Initiative meines Instituts mit zehn Millionen Euro. Anwender sollen Künstliche Intelligenz einfacher nutzen und transparenter erleben können.
Bruder: Die Region kenne ich ein wenig, auch weil meine Schwester einige Jahre in Garrel gelebt hat. Zudem hatte ich beruflich Kontakt nach Bremen. In Oldenburg fällt mir auf, wie viele Radfahrer unterwegs sind. Ich stand als Fußgänger wohl häufiger an der falschen Stelle und habe mitleidige Blicke geerntet nach der Art ,Der kommt wohl nicht von hier’. Aber ich fahre selbst gerne Rad und werde mich sicher schnell zurechtfinden. Auch auf die Basketball-Bundesliga freue ich mich sehr.
Bruder: Ja, ich werde nächstes Jahr nach Oldenburg ziehen. Wir werden als Familie wohl erst einmal zwei Standbeine haben. Unsere älteste Tochter legt im nächsten Jahr ihr Abitur ab, unser Sohn hat noch drei Jahre vor sich. Mein Hauptwohnort wird auf jeden Fall Oldenburg sein. Die unglaublich offene, zuvorkommende Art, mit der ich bei meinen Gesprächen in den vergangenen Wochen aufgenommen worden bin, wird den Wechsel erleichtern.