Oldenburg /Groningen „Wir sind die Zehnkämpfer der Medizin“, meinte Dr. Jörg Berling über Hausärzte. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen hielt ebenso einen Impulsvortrag wie Prof. Dr. Thomas Kühnlein (Erlangen) während des Abendsymposiums zum ersten Oldenburger „Tag der Allgemeinmedizin“. 250 Ärzte, medizinische Fachangestellte und Studierende trafen sich am Wochenende im Alten Landtag und an der Universität zu der konzentrierten Fortbildung auf Initiative von Versorgungsforscher Prof. Dr. Michael Freitag, der das Format nach dem Muster anderer Universitätsstädte auch in Oldenburg etablieren will.
Während der vorgeschalteten öffentlichen Diskussion betonte Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, kommissarischer Dekan der Fakultät Medizin und Gesundheitswissenschaften, die wichtige Rolle der European Medical School bei der medizinischen Versorgung im Nordwesten. Viele Lehrärzte aus der Region unterstrichen Nothwangs Forderung nach einem klaren Bekenntnis zu Deutschlands jüngster Medizinfakultät.
Die Berliner Studentin Tabea Schmidt-Ott hatte sich wegen des hohen Praxisanteils in Lehrpraxen, aber auch wegen des grenzübergreifenden Konzepts mit Groningen bewusst für ein Medizinstudium in Oldenburg entschieden. Bereichernde Begegnungen als Lehrarzt schilderte Dr. Lukas Bockelmann (Timmel).
Medizinische Versorgung mit einem Hausarzt wurde von Maren Harms. stv. Vorsitzende der Landfrauenverbands Weser-Ems als hoher Standortfaktor bewertet, eine These, die auch Ammerlands Landrat Jörg Bensberg in seiner Funktion als Metropolregions-Vorsitzender unterstützte.
Die Herausforderungen junger Medizinerinnen und Mediziner, die sich niederlassen wollen, erläuterte Mareike Grebe, Hausärztin aus Hesel. Dem für 2030 prognostizierten Ärztemangel in der Fläche wollen die Standesvertretungen entgegenwirken. Ärztekammer-Vorstand Jens Wagenknecht forderte daher mehr Medizinstudienplätzen.
Für Prof. Kühlein, Direktor des Allgemeinmedizinischen Instituts an der Uniklinik Erlangen, sind Hausärzte nicht nur Zehnkämpfer, sondern auch jene, die jenseits aller Hightech-Medizin den ganzen Menschen in den Blick nehmen.