Oldenburg Chinesische Oberstufenschüler marschieren mit roten Flaggen unter Aufsicht eines Militärs im Gleichschritt auf der Tartanbahn des Sportplatzes, während eine hundertköpfige Mädchengruppe die aufwendige Choreographie einer sich öffnenden Blume einstudiert. Eine solche Parade hatten die 20 Schülerinnen und Schüler vom Alten Gymnasium beim Besuch ihrer Partnerschule in Xi’an nicht erwartet. Die Übungen sind Bestandteil der Vorbereitungen auf ein anstehendes Sportfest. Sie nehmen zwar täglich mehrere Stunden in Anspruch, stellen bei einem Schultag von sieben bis 19 Uhr aber nur einen kleinen Teil des Stundenplans dar.
Übertroffen wurden diese Eindrücke noch von dem herzlichen und überwältigenden Empfang, den die Chinesen den deutschen Schülerinnen und Schülern bereiteten.
Begonnen hatte diese zweite zweiwöchige Seminarfahrt nach China, die das AGO erneut für 950 Euro pro Schüler organisierte, in Shanghai mit den beeindruckenden Hochhäusern im Stadtteil Pudong. Auf dem Programm stand auch der Besuch des „German Centre Shanghai“, einer Markteintrittsplattform für mittelständische Unternehmen, die in China investieren wollen. Viele der mehr als 8000 deutschen Unternehmen haben davon bisher Gebrauch gemacht. Das German Centre bietet zudem den Studenten in Shanghai und berufserfahrenen Bewerbern die Möglichkeit, sich auf einer Job-Messe über Perspektiven in ortsansässigen deutschen Firmen zu informieren.
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„Selbst ein Bild machen“
Matthias Müller, Manager des German Centre, verwies darauf, dass sich die Investitionen auf den internationalen Märkten Richtung Asien verschoben hätten. Deutschland müsse sich dieser Herausforderung stellen, um seinen Wohlstand zu sichern. In diesem Zusammenhang übte der seit über 20 Jahren in China lebende Deutsche Kritik am verkürzten Bild, das in den deutschen Medien von China gezeichnet werde. Er ermunterte die Jugendlichen, sich einen eigenen Eindruck von Land und Leuten zu machen.
Den Ball nahm der mitfahrende AGO-Leiter Frank Marschhausen auf. Er war der Einladung der Stadt Xi’an und des Schulleiters Gaoyuan Lu gefolgt, die chinesische Partnerschule, die „Xi’an Middle School Nr. 89“, zu besuchen. Vor den Schülern beider Schulen zitierte er in seiner Begrüßungsrede Zhào Chōngguó: „Einmal sehen ist besser als hundertmal hören.“ Er hob hervor, dass der Besuch ein wesentlicher Bestandteil des 2015 von den Leitern beider Schulen unterzeichneten Kooperationsvertrages sei, um die Partnerschaft auch im Bereich der kulturellen Bildung mit Leben zu füllen. Er freue sich, dass durch den Austausch die Schüler beider Schulen die Möglichkeit bekämen, das andere Land nicht nur durch Medien, sondern auch persönlich kennenzulernen. Die „Xi’an Middle School Nr. 89“ zählt zu den besten Schulen der Millionen-Metropole in der Provinz Shaanxi und bietet das Sprachdiplom für Deutsch DSD I seit 2010 an.
60 Schüler in Klasse
In den folgenden Tagen hospitierten die Schüler mit ihren Lehrern Gert Lohmann und Ludger Hillman im Unterricht. Die Gäste waren von der Aufgeschlossenheit und Wissbegierde der Schüler beeindruckt, die trotz eines sehr langen Schultages und Klassengrößen mit über 60 Schülern unermüdlich schienen. Die chinesischen Schüler ließen keine Gelegenheit ungenutzt, um den Gästen ihre Kenntnisse zu präsentieren. Gegenseitiger Respekt und Einfühlungsvermögen prägten dabei den Unterrichtsstil.
Angesichts der kurzen Freizeit der Gastgeber war es um so erstaunlicher, mit welcher Herzlichkeit und mit welchem Aufwand die Schüler aus Deutschland betreut wurden – einschließlich Familienbesuchen der historischen Stadtmauer, des moslemischen Markts am Endpunkt der Seidenstraße und des Glockenturms, der Terrakotta-Armee sowie zahlreicher Lokale.
Die Studienfahrt führte von Xi’an in die 1300 km entfernte Hauptstadt Peking. Nur rund fünf Stunden dauerte die Fahrt mit einem der modernen Hochgeschwindigkeitszüge. In Peking standen der Besuch der „Großen Mauer“, der einzigartigen Künstlerkolonie „798-Art-Zone“ auf einem stillgelegten militärischen Fabrikgelände, des Himmels- und des Lama-Tempels sowie des Konfuziusmuseums auf dem Programm.
Der Spagat zwischen historischer Kultur und moderner Entwicklung hat die Reisegruppe sehr beeindruckt. „Das enorme Wachstum des Landes ist an vielen Stellen sichtbar“ sagt Schüler Jasper Siegert. Auch mit der kulturellen Vielfalt in den historischen Stadtvierteln der drei Metropolen hatte er nicht gerechnet. Mitschülerin Magdalena Berlemann sagte: „Mich haben besonders die Herstellung der Seiden-Produkte und die Töpferkunst fasziniert.“ Die Schüler laden für Donnerstag, 16. November, um 19 Uhr zum China-Abend in die AGO-Aula ein, um von ihren Erfahrungen zu berichten.
Mehr Bilder unter www.nwzonline.de/fotos-oldenburg
Film über die Fahrt unter www.nwzonline.de/videos
Blog der China-Reise unter www.reiseinsreichdermitte.wordpress.com