Oldenburg Die Jugendlichen beschäftigten sich vorab mit den Themen Heimat, Sicherheit und Geborgenheit. In „Zuhause“ erzählen sie exemplarisch die Geschichte eines Jungen und seiner Flucht.
Das Ensemble ist schon da, als das Publikum Platz nimmt. 13 Jugendliche sitzen im Halbdunkel. Sie schauen geradeaus, direkt ins Publikum. So verharren sie auch, als über ihren Köpfen Fotos mit Freunden und Familie an die Wand projiziert werden. Dazu beschreiben sie in Audiokommentaren ihre Bedeutung von „Zuhause“. Das lässt erinnern, manchmal schmunzeln. Dann kommt der Wechsel in eine andere Realität und in die Geschichte von Enaitollah Akbari. Er ist zehn Jahre alt, als er sein Zuhause, das Dorf Nawa in der zentralafghanischen Provinz Ghazni, verlassen muss. Als schiitischer Hazara gehört er einer religiösen wie ethnischen Minderheit an. Bedroht von Übergriffen durch sunnitische Extremisten muss er fliehen.
Es folgt eine jahrelange Flucht durch Pakistan, den Iran, die Türkei, schließlich Griechenland. Die Jugendlichen erzählen, wie Enaitollah Akbari aufbrechen muss. Und von dem Existenzkampf, der folgt. Von illegaler Arbeit auf Baustellen etwa, zunächst gegen Essen und einen Schlafplatz, später um die Schlepper zu bezahlen.
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Um das auf die Bühne zu bringen, haben sich die Spielleiter Klaas Schramm und Jakob Rohde für eine zurückgenommene Spielweise entschieden. Dem Publikum meist direkt zugewandt, tragen die Jugendlichen die Handlung vor. Einzelne Aussagen werden durch das Echo der Gruppe oder Erwiderungen einzelner wirksam herausgearbeitet. Etwa als Enaitollah Akbari vor der Flucht seiner Mutter versprechen muss, sich jederzeit an ihre Lebensgrundsätze zu halten. Das von der Gruppe geflüsterte „versprochen“ besiegelt die Abmachung. Hier und da kommt eine live gespielte akustische Gitarre oder der Gesang einer Spielerin dazu. Beides ist sensibel eingesetzt, wirkt poetisch. Auch Körperlichkeit kommt gezielt zum Einsatz.
So vermittelt die Gruppe über synchrones Zusammenlegen ihrer Decken, wie eintönig und bedrückend die Baustellenarbeit für die illegalen Flüchtlinge ist.
Die Inszenierung lässt die Geschichte für sich stehen und ihre Intensität entfalten. Das wird auch von den Darstellern getragen, die mit 13 bis 19 Jahren in ähnlichem Alter wie Enaitollah Akbari sind. Durch eingespielte Videoclips gelingt zudem der aktuelle Bezug.
Es wird deutlich: Das hier ist nicht „nur“ Theater. Es passiert noch immer. „Zuhause“ ist eingängig erzählt. Sensibel, aber trotzdem direkt geht es um Zuhause, Sicherheit und Geborgenheit.