Oldenburg Kein Drehbuch, keine Probe, aber ganz viele Überraschungen. Das verspricht die dritte Auflage des Improvisationstheater-Festivals „SpontanOL“, die vom 22. bis 26. März über die Bühne geht. Neue Spielorte, neue Bühnenkonzepte – Jürgen Boese, der als Mitglied der Oldenburger Gruppen „Wat Ihr wollt“ und „12 Meter Hase“ selber ein herausragender Improtheater-Schauspieler ist, beweist auch als Festivalleiter, dass er nicht um Ideen verlegen ist.
„Ich möchte die Vielseitigkeit dieser Kunstform zeigen“, sagt Boese. Unter anderem ist er mit einem besonderen „Speed-Dating“ der großen Liebe auf der Spur und lässt mit einer Improtheater-Show im Schlosssaal die Oldenburger Geschichte humorvoll neu schreiben. Zwar bleibt die Uni mit ihrer Aula als Austragungsort der Oldenburger Impro-Meisterschaft und mit dem Unikum als Schauplatz der Eröffnungsshow Keimzelle des Festivals. Mit dem Schloss, den Kneipen sowie dem „Wilhelm 13“ kommen indes neue Standorte hinzu. „Das Festival strahlt auf die ganze Stadt aus“, freut sich Boese.
Schon zwei Wochen vor Festival-Beginn gibt es ein musikalisches Aufwärmprogramm. Beim spontanen Musikabend am 10. März im „Wilhelm 13“ wird eine für das Konzert eigens zusammengestellte Band nach den Vorgaben der Zuschauer rocken, jazzen, rappen oder mehr. Einzige Bedingung: den Song darf es noch nicht geben.
Eröffnet wird das Improvisationsspektakel mit einem „Klassentreffen“ am 22. März im Unikum. Die Lokalmatadore von „Wat Ihr wollt“ und „12 Meter Hase“ haben dazu ein neues Format entwickelt. „Ein Kammerspiel-Konzept“, erklärt Boese. In Echtzeit improvisieren die beiden Gruppen einen ganzen Abend lang das Wiedersehen von alten Schulkollegen. Verliebt? Verheiratet? Enttäuscht? Geschieden? Erfolgreich? Vergöttert? Unverändert? All’ das und noch viel mehr erwartet die Zuschauer an diesem Abend.
Zu „Single-Cafés“ werden am 23. März die fünf Lokale Flänzburch, Woyton, Extrablatt, 3 Raumwohnung und Bar Celona: Dort werden die Zuschauer zu Regisseuren von Hirngespinsten, Herzschmerzgeschichten und einem Date ohne doppelten Boden. In jedem Lokal statten sie eine Schauspielerin mit bestimmten Eigenschaften aus, die dann im Zehn-Minuten-Rhythmus auf einen neuen Kandidaten für die große Liebe treffen. Die Oldenburger Improtheater-Ensembles arbeiten dabei mit den „Improkokken“ aus Hannover zusammen, die in der Landeshauptstadt auch das Kooperationsfestival „Impronover“ organisieren.
Jürgen Boese freut sich besonders auf die Doppel-Show, die am 24. März im Oldenburger Schloss stattfindet: Der Festival-Chef hat die eingeladenen Gruppen – das Placebo-Theater aus Münster und „Für Garderobe keine Haftung“ aus Wiesbaden – um einen dem historischen Ambiente angemessenen Stoff gebeten. Die Placebo-Schauspielerinnen erfüllen das mit ihrem „Dynamit und Dynastie“-Programm. Mit impro-anthropologischem Gespür und königlichem Mut erzählen und singen sie sich durch die explosiven Epochen der adeligen Hausherren. „Für Garderobe keine Haftung“ hingegen macht Improtheater im Stile Shakespeares.
Herzstück des Festivals ist wieder die Oldenburger Impro-Meisterschaft (OIM) am 25. März in der Uni-Aula. Wer den Impro-Cup (einen aus der Cafeteria zweckentfremdeten Becher) gewinnt, entscheidet das Publikum. Wer eine der 350 Eintrittskarten haben möchte, muss sich sputen: „Die Nachfrage ist sehr groß“, berichtet Boese.
Der Abschluss geht am 26. März im Jugendprojektehaus an der Schlieffenstraße über die Bühne. Die Teilnehmer eines von der städtischen Gleichstellungsbeauftragten geförderten Workshops brechen dabei Rollenklischees auf: Die letzte Festivalshow soll die erste Show sein, in denen nicht immer die Prinzessinnen gerettet werden müssen und nicht immer nur die Männer Karriere machen.
http://www.zur-farbenschmiede.de/spontanol/