Oldenburg Da gerieten die Trapezartisten der Gruppe „Omnivolant“ kurzzeitig aus dem Tritt: Eigentlich wollte das Berliner Ensemble am Sonnabend ab 15.30 Uhr auf dem Schloßplatz Ausschnitte aus seinem Programm zeigen – untermalt von Musik. Doch daraus wurde nichts: Weil die durchaus geräuschvolle Darbietung drohte, einem im Kultursommer-Vorfeld von der Kulturetage mit der Stadt und der Schloßplatz-Anliegergemeinschaft ausgehandelten Lautstärke-Kompromiss zu widersprechen, wurde die Show abgesagt – und zu einem „freien Training“ der Artisten umdeklariert, die auf die Vertonung ihrer Kunststücke verzichteten.
Das Beispiel zeigt, wie sensibel die veranstaltende Kulturetage mittlerweile agiert, um den Frieden mit den Schloßplatz-Anwohnern nicht zu gefährden.
Soundcheck für Kultursommer-Events
„Wir geben uns größte Mühe“, sagt Geschäftsführer Bernt Wach. Auf folgende Übereinkunft zur Lärmbelastung haben sich die Beteiligten in diesem Jahr verständigt: Der Soundcheck für die Kultursommer-Freiluftkonzerte darf werktags frühestens um 17 Uhr beginnen und maximal eine halbe Stunde dauern. Der Musik auf der Bühne muss spätestens um 22 Uhr der Saft abgedreht werden, im Lambertigang dürfen immerhin bis Mitternacht laute Töne angeschlagen werden. Als Immissionsrichtwerte dürfen tagsüber bis 22 Uhr 70 Dezibel und nachts 55 Dezibel nicht überschritten werden.
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Spezial: Alles zum Kultursommer in Oldenburg
Rechtsanwalt Uwe Giesemann, Sprecher der Anwohnerinitiative Schloßplatz, bestätigte, dass es aus Sicht der Anwohner erfolgreiche Gespräche mit der Stadt gegeben habe. Dafür gebe es gute Gründe: „Es wird oft vergessen, dass sich am Schloßplatz nicht nur Geschäfte und Büros befinden, hier wohnen auch viele Menschen.“ Seit der Schloßplatz durch die Umgestaltung 2011 attraktiver geworden sei, habe auch die Zahl der Veranstaltungen zugenommen. Das sei für die Anwohner „vor allem abends eine Belastung.“
Waffenplatz und Pferdemarkt
Die in Gesprächen mit der Stadt vereinbarten Auflagen seien positiv aufgenommen worden, sagte Giesemann. Im Raum stünden aber nach wie vor Bitten der Anwohner, nicht alle Veranstaltungen auf dem Schlossplatz stattfinden zu lassen. Bierfest und Weinfest könnten durchaus auch auf dem Waffenplatz gefeiert werden. Giesemann: „Die Stadt zeigt sich da diskussionsbereit, aber dafür muss zunächst der Waffenplatz neu gestaltet werden.“ Das Verfahren aber dauere an. Die Überlegung, die Abschlussveranstaltung des Christopher Street Day (CSD) auf den Pferdemarkt zu verlegen, sei am Einspruch der dortigen Marktbeschicker gescheitert, denen ein ganzer Sonnabendumsatz weggebrochen wäre.
Giesemann betonte, dass die Anlieger nicht grundsätzlich gegen Veranstaltungen auf dem Schloßplatz seien. Termine wie die Keramiktage oder die Flohmärkte seien keine Belastung: „Es geht uns nur um die laute Musik.“ Es sei ärgerlich, wenn man beobachten müsse – wie bei der DGB-Veranstaltung am 1. Mai – dass bei schwachem Besuch die Musik aufgedreht werde, um „Leute anzulocken“.
Kulturetagen-Chef Bernt Wach zeigt Verständnis für die lärmgeplagten Anwohner: „Natürlich ist gerade ein Soundcheck am Nachmittag, bei dem das Abstimmen von Instrumenten und Technik nicht immer harmonisch klingt, nervig. Aber wenn nicht auf diesem zentralen Platz, wo sollen dann Veranstaltungen stattfinden?“ Mit der Anliegerinitiative und dem Ordnungsamt sei aber ein Kompromiss „im gegenseitigen Respekt und Einvernehmen“ gefunden worden: „Wir können damit leben.“