Ohmstede /Bornhorst „17 Jahre!“, ruft einer rein. „Nee, das ist länger her, bestimmt schon 21 Jahre“, sagt ein anderer. Und dann passiert’s. Binnen weniger Augenblicke erwächst aus einer vermeintlich simplen Nachfrage eine in Gänze ausufernde Diskussion. Telefone werden gezückt, Daten verglichen, nachgerechnet, allerhand Namen ins Rund geworfen. „Der Heiner weiß das!“ – „Der Fritz!“ – „Und ganz sicher der Erwin!“ Ganz sicher? Um es kurz zu machen: Auch Erwin Sommer, früherer Geschäftsführer des Mykonos’ in Ohmstede, kann sich nicht mehr erinnern. Eine Krux ist’s! Wie also, bitteschön, wie nur kann das bevorstehende Pfingstfest so überhaupt noch würdig gefeiert werden?
Tradition verpflichtet
Rückblende, fünf Minuten früher: Sechs Herren – Vertreter hiesiger Gruppen und damit auch des Bürgervereins Ohmstede –, sind an diesem Dienstagmittag in der Elsflether Straße zusammengekommen. Hier stehen sie nun um einen völlig verwitterten, weißblaugrünen Baumstamm herum, müssen sich den Fragen der NWZ stellen. Wie lang jenes Stück Altholz denn sei, das am kommenden Wochenende wieder zentraler Punkt der Pfingstfeierlichkeiten werden soll? „Kein Problem“, sagt Addi Baron vom Ohmster Plattdütschen Vereen. Er zückt einen Zollstock aus seiner Hosentasche, schreitet den Stamm ab und sagt kurz darauf: „Acht Meter!“
Warum man in Zeiten des großen gesellschaftlichen Wandels noch auf die Pfingstbaumtradition setze und sich Jahr für Jahr weiter dafür engagiere? „Es ist halt eine alte Tradition in Ohmstede, die wollen wir erhalten“, sagt Rolf Eilers und ergänzt sogleich: „Wir wollten damals einfach etwas auf die Beine stellen, weil im Ort nicht allzu viel los ist.“
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Wann jenes „damals“ aber genau war? Nun. Das stürzt das so erfahrene Sextett hier und jetzt in wahre Erklärungsnöte. Womit wir wieder am Anfang unserer Geschichte wären. „Zumindest hatte es vor dem Neustart Jahrzehnte lang am Müggenkrug stattgefunden, bis in die 50er Jahre zurück“, versucht Hans-Hermann Mohrmann abzulenken, mit Erfolg. „Und so trägt dann auch heute jeder Teil der Gemeinschaft in Ohmstede zum Gelingen bei.“
Starker Zusammenhalt
„Wir sind hier tatsächlich in der glücklichen Lage, dass der Zusammenhalt im Ort gut funktioniert – über die Vereine, aber so natürlich auch über die Bürger“, ergänzt Rainer Bartelt (Vorsitzender des Bürgervereins).
Wenn Mohrmann dann in den kommenden Tagen erst einmal den Baum aufgeladen und gen Wöbken-Hof in Klein-Bornhorst transportiert hat, geht’s am Samstagnachmittag richtig los. Hoffentlich. Wenn denn der angesprochene Zusammenhalt in Ohmstede wirklich so stark ist wie beteuert. Denn ab 14 Uhr wird ebenda gemeinschaftlich geschnitten, gebunden, geschmückt und dekoriert. Der Kranz aus Birkengrün, eine Birke als Spitze noch obendrauf. Schön wird’s. Bestenfalls. Und danach gibt’s dann Kaffee und Rhabarberkuchen satt. „Der Termin ist offen für alle – je mehr Bürger kommen und helfen wollen, desto lieber“, sagt Baron. Am Samstagabend soll der Pfingstbaum dann aber so oder so abfahrbereit sein.
Tags drauf, am Pfingstsonntag, ist dann gewissermaßen Ohmster Festtag. Um 15 Uhr startet der große Umzug am Storchennest in Klein-Bornhorst, mit einem Oldtimer-Trecker – die Tradition hat das Pferd halt irgendwann eingeholt – wird dann der Baum unter Begleitung von reichlich Musik (Moorriemer Quetschkommoden), Trachtentragenden Mitgliedern des Plattdeutschen Vereins und hoffentlich auch zahlreichen Nachbarn wie Pfingstfestfreunden zum Restaurant Mykonos im Wiesenkieker gebracht. „Da werden wir wohl für eine Weile die Elsflether Straße blockieren...“, sagt Bartelt, „aber die meisten Verkehrsteilnehmer haben dafür Verständnis.“
„Open End“ mit Musik
Gegen 16 Uhr wird der Baum dann auf dem dortigen Hofe aufgestellt; Benno von Minden wird die Ansprache halten, Bartelt die Veranstaltung offiziell eröffnen. Wie lang es dann dauern mag?
„1999“, ruft Addi Baron plötzlich in die Menge. „Wir feiern 20-Jähriges!“ Wie er plötzlich darauf gekommen sei? „Mein Enkel ist damals bei der Premiere mit 5 Jahren bei der Kindertanzgruppe aufgetreten ...“ Also noch ein Grund mehr zu feiern, davon sind sie hier nun vollends überzeugt – und das „open end mit Musik und Tanz!“, wie es heißt.
Den Alt-Ohmstedern wird’s gefallen, den jüngeren aber wohl nicht minder. „Heutzutage gilt ja das Flashmob-Prinzip“, sagt Bartelt – „die Welt denkt nur noch in Events. Darauf müssen wir uns einlassen.“ Ob sich auch der ein oder andere Vertreter nachfolgender Generationen darauf einlassen mag? „Irgendwann müssen wir unsere Aktivitäten ja mal abgeben – und wenn es dann in diesem Sinne weiterginge, wäre das doch schön.“