Oldenburg Sehnsucht, Sorgen, Druck – jedes einzelne dieser Schlagworte würde in Sozialen Medien wohl für Hunderte Kommentare und angeregte Diskussionen sorgen. Aber wie sieht’s da wohl im Burgcafé aus?
Der „Donners-Talk“ – ein Projekt der beiden Oldenburger Pastoren Klaus Abraham und Martin Seydlitz – geht in die nächste Runde, trotz der eher ernüchternden Resonanz im Premierendurchgang. Wer die Welt aber verändern möchte, braucht schon mal längeren Atem. Und wer die Kirche verändern will, noch sehr viel mehr ... Im Burgcafé (Burgstraße 8) gibt’s, wie der Name schon sagt, immer wieder donnerstags kurzweilige Treffen, bei denen Fragen nach dem Kleinen und dem größeren Ganzen vielleicht nicht beantwortet, aber doch diskutiert werden dürfen. Im weitesten Sinne geht es da um Gott und Glauben, vor allem aber um Leben und Alltag. Was sich ja nicht ausschließen muss. „Die Gefahr, dass unsere Impulse in Küchenphilosophie abdriften, besteht natürlich“, sagt Martin Seydlitz. Wohlwissend, dass er selbst „wie alle anderen Menschen mit den gleichen Fragen befasst ist.“ Wie viel Wert die Frage nach den Dingen und Sinnen hat? „Das hängt natürlich mit der Haltung zusammen, ob es oberflächlich oder im Dialog geschieht.“ Und Seydlitz hat gemerkt, dass es für dieses Gesprächsformat weiterer Antriebe bedarf, um tatsächlich in den Austausch geraten zu können. Ein Tisch, Kaltgetränke und Schlagworte allein genügten offenbar nicht. Mal kamen zehn, mal nur ein Gast – in der Hauptsache Zuhörer, nicht Mitredende.
Abraham und Seydlitz glauben zwar an ihre Idee des „Donners-Talks“, haben nun aber an manchen Schrauben gedreht, damit es auch andere Bürger tun können. Fortan und bis Mitte Juni gibt’s deshalb an jedem Donnerstag zwischen 19 und 21 Uhr Live-Musik, Gespräche und Interviews zum Thema: „Was glaubst Du?“ Es soll über Fragen geredet werden, „die einfach viel zu selten gestellt werden“, auch mit geladenen Gästen. „Wir haben gemerkt, dass Besucher mal in der zweiten Reihe sitzen wollen, dass unser Stammtisch etwas mehr Veranstaltungsformat erhalten sollte“, sagt Seydlitz. Zumindest zum Auftakt, zum „Warmwerden“ mit Leuten und Themen. Möglicherweise hilft die Musik, möglicherweise helfen die eigens gedruckten, kostenfreien Postkarten mit Oldenburger Motiven und Sinnsprüchen. Impulse also, die eine etwaig peinliche Stille bis zum abschließenden Segensgebet um 21 Uhr überbrücken mögen. Das sind aber zugleich auch Impulse, die niederschwellig neue Fragen an die Kirche und irgendwie auch um sie herum stellen. „Der Verein Kirche hat Nachholbedarf“, sagt Seydlitz da durchaus provokant, „wir müssen die Kirche einfach inhaltlich neu denken, es geht nicht anders.“ Und das könnte ja gerade beim Kaltgetränk gut funktionieren ...
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