Oldenburg Auch wenn Oldenburg gemeinhin nicht als Karnevals-Hochburg bekannt ist, dank des Karnevalvereins Blau-Rot werden die Traditionen der „tollen Tage“ auch hier hochgehalten. Am Rosenmontag stand für die Oldenburger Narren die Erstürmung des Rathauses auf dem Programm. Doch bevor Vorstand, Prinzenpaar, Tanzmariechen und Gefolge feierlich in den Regierungssitz einfielen, taten sie ihre Mission mit einem Zug durch die Innenstadt kund. Lautstark begleitet wurden die rund 20 Karnevalisten vom Fanfarenzug Vorwärts Elsfleth. Wenngleich der Montagvormittag – zumal durch typisch norddeutsches Fieselwetter untermalt – nur wenige Besucher in die Fußgängerzone lockte, so war dem närrischen Kurzzug die ungeteilte und wohlwollende Aufmerksamkeit der Anwesenden Stadtbummler sicher. Wo die Karnevalisten auftauchten, wurden Handys gezückt, um das Schauspiel in Bildern festzuhalten und verwickelten die Beteiligten in Selfies. Vereinzelte Schaulustige ließen sich zum Fußwippen oder gar Klatschen, den norddeutschen Insignien überschäumender Ausgelassenheit hinreißen. Lediglich ein Passant zeigte sich muffelig und rief den Feiernden im Vorbeigehen ein mürrisches „Das muss doch nicht sein“ hinterher, was von dort mit einem entschiedenen „Doch, muss“ beantwortet wurde.
„Eine Zeit lang kamen ganze Kindergartengruppen extra verkleidet in die Innenstadt, um dabei zu sein“, erinnert sich Geert Haase, 1. Vorsitzender des Karnevalvereins. „Das war natürlich auch für die Stimmung eine große Bereicherung. Aber das ging irgendwann aus Zeitgründen leider nicht mehr.“
Um Punkt 11.11 Uhr gab Geert Haase schließlich die Parole „Ins Rathaus mit Gebrüll“ aus. Letzteres Attribut ließen die Narren beim Aufstieg zum Rathaussaal ein wenig vermissen, was auch Haase auffiel. „Man hört ja nix“, spornte er die Truppe mehrfach an. Oben angekommen, nahm Bürgermeisterin Petra Averbeck die Abordnung in Empfang und begrüßte sie mit einer Büttenrede, in der sie tagespolitische Aspekte ironisch verarbeitete, etwa dass die Oldenburger Luft in Brüssel nicht sauber genug sei (eine Anspielung auf die mögliche Umweltzone) und dass es hier für den Grünkohl mehr Applaus gibt als für die Groko.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Nach der traditionellen Rückgabe des Rathausschlüssels mussten die Karnevalisten für den Auftritt von Tanzmariechen Sabrina technisch improvisieren. Da die sonst dafür mitgeführte Musikanlage nicht verfügbar war, kam die Musik für die Tanzeinlage vom Smartphone, das zur Verstärkung ans Pultmikrofon gestellt wurde.
Keine Probleme mit der Lautstärke hatte der Fanfarenzug, der den musikalischen Abschluss des Rathaussturms bildete und auf Averbecks Wunsch und Haases Anweisung „Haut rein, unten müssen die Lampen wackeln“ auch noch eine Zugabe spielte.
Nach dem Rathaussturm feierte der Verein am Nachmittag mit einem Altersheim in Rastede Karneval und beschloss die Session später mit einem Galaabend beim befreundeten Verein Lila-Blau Rhauderfehn.