Oldenburg Einfach so laut mitsingen? In der Öffentlichkeit? Mitten auf dem Lambertimarkt? David Rauterberg ist überzeugt, dass dieses vorweihnachtliche Rudelsingen funktioniert. Die NWZ hat dazu am Donnerstagabend gemeinsam mit dem Schaustellerverband und der Stadt Oldenburg vor die Bühne am Schlossplatz eingeladen.
Rauterberg muss es wissen. Der Musiker gilt als Erfinder des Rudelsingens. Seine Adventsveranstaltung in der Kulturetage ist bereits seit Wochen ausverkauft. Er gibt an diesem Abend vor dem Schloss, gemeinsam mit Matthias Schneider am Keyboard, den Takt vor, während die Texte auf eine Leinwand geworfen werden.
Ist vor der Bühne kurz vor Beginn des Singens von einem Rudel noch wenig zu sehen, bleiben plötzlich wie zufällig immer mehr Grüppchen stehen. Dazu gehören auch die beiden Oldenburgerinnen Edith Oetken und Renate Schütte. Beide waren schon mehrfach bei solchen gruppendynamischen Gesangsstunden dabei. „Singen in der Gruppe ist einfach etwas Schönes“, sagt Schütte. Hier auf dem Lambertimarkt sei nun die Atmosphäre „ganz toll“, ergänzt ihre Begleiterin.
Tatsächlich passt alles zusammen: Die ersten Töne erklingen, der Regen des Tages hat aufgehört, es riecht nach Glühwein und gebrannten Mandeln. Und Rauterberg bringt die Menge, die sich in wenigen Minuten versammelt hat, mit „Jingle Bells“ in Schwung. Bei den Strophen hilft die Leinwand, den Refrain kennt sowieso jeder.
Zu denen, die vom Rudelsingen wussten, gesellen sich schnell viele spontane Sänger und steigen mit ein. Ralph Wilken, Leiter des städtischen Ordnungsamts, zählt mit geschultem Auge mindestens 500 Menschen vor der Bühne, die je nach Lied andächtig mitsingen, mit dem Kopf wippen oder sogar ins Schunkeln geraten.
„Rudolph, the Red Nosed Reindeer“ oder „White Christmas“ verlangen ein paar Englischkenntnisse. Doch Rauterberg streut auch zwei Medleys mit deutschen Wohnzimmer-Klassikern ein: „Lasst uns froh und munter sein“ oder „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ gehören dazu. Das funktioniert bis in die letzten Reihen. Selbst abseits des eigentlichen Rudels, wo die Besucher an Glühweinständen in Gespräche vertieft sind, erwischt man einzelne, wie sie leise mitsingen oder summen.
Rauterberg springt zwischen Texten von Erich Kästner bis Rolf Zuckowski und landet am Schluss bei John Lennons und Yoko Onos „Happy Xmas – War is over“. „Das ist unsere Botschaft in diesen Tagen“, sagt er – und erntet singende Zustimmung aus 500 Kehlen.