Oldenburg Hätte es überhaupt eines zusätzlichen Beleges für die Relevanz der World Press Photo-Ausstellung im Oldenburger Schloss bedurft, wäre es die politische Botschaft des Tages gewesen: „Wir haben erleichtert zur Kenntnis genommen, dass nach mehr als einem Jahr in Haft heute Korrespondent Deniz Yücel in der Türkei freigelassen wurde“, sagte Claus Spitzer-Ewersmann zur Eröffnung am Freitagabend. „Die Nachricht passt hervorragend zu unserer Ausstellung, denn das alles hier hat ganz viel mit Pressefreiheit zu tun.“
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Zum dritten Mal nacheinander gastiert die renommierte Fotoschau (17. Februar bis 11. März 2018) im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte – und wurde dabei immer politischer. In einer Zeit, in der sich gewohnte Wertesysteme auflösen und Populismus in vielen Debatten die Deutungshoheit gewinnt, liefern Pressefotos den schonungslosen, unverstellten Blick auf die Realität.
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Dass in der Ausstellung keine „Fakes“ (Fälschungen) gezeigt werden, dafür sorgt die World Press Photo Foundation in Amsterdam, die als unabhängige Organisation die Einsendungen von rund 5000 Fotografen eingehend geprüft und die Schau kuratiert hat. „Es war sehr schwer, bei 80 000 Fotos eine Auswahl der besten Bilder zu treffen“, stellte Kuratorin Carla Evelyn Vlaun fest. Wichtig sei es zudem, nicht ausschließlich Konflikte und Krisen abzubilden. „Eine weltweit präsentierte Ausstellung der besten Pressefotos soll auch eine möglichst große Bandbreite an Themen und Lebensbereiche abbilden“, erläuterte sie, weshalb auch Bilder aus Natur, Sport und Showbusiness sehen sind.
In der von Rainer Lisowski moderierten Vernissage am Freitagabend im voll besetzten Schlosssaal wurde ausgiebig über den Wirkungsgrad von Bildern gesprochen. So zeigt das Pressefoto des Jahres 2017 den Mörder des russischen Botschafters in der Türkei, dessen Siegerpose der Agentur-Fotograf Burhan Ozbilici unmittelbar nach dem Attentat eingefangen hat. „Die Entscheidung der Jury für dieses Bild war äußerst umstritten“, berichtete Spitzer-Ewersmann. Einerseits bringe es den Hass auf den Punkt, andererseits lasse es sich als Terrorpropaganda interpretieren.
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Selbstverständlich ist die Aufnahme in Oldenburg zu sehen, aber in Zusammenhang mit den anderen Bildern aus der Serie Burhan Ozbilicis. Auf diese Weise ist ein Kontext entstanden. Zudem wird es am Dienstag eine Diskussionsveranstaltung zum Thema geben mit dem Titel „Die Grausamkeit der Geste – Wie weit darf Pressefotografie gehen?“ (siehe Kasten). Als Werbemotiv wurde das Foto aber nicht eingesetzt. „Wir wollen dem Mörder keine Plattform zur Inszenierung bieten.“
Neben Francis Pérez (siehe Interview), dem Ehrengast der Ausstellung und Träger des World Press Photo Awards in der Kategorie „Naturfoto“, wird zur Eröffnung der Ausstellung an diesem Samstag ein zweiter Preisträger in Oldenburg erwartet. Der in Deutschland geborene, in Lateinamerika lebende Fotograf Peter Bauza wurde in der Kategorie „Alltagsgeschichte“ mit der Serie über „Copacabana Palace“, ein nie fertiggestelltes Wohnprojekt in Rio de Janeiro, ausgezeichnet.
Bereits im dritten Jahr genießt die Fotoausstellung im Schloss eine hohe Wahrnehmung und Wertschätzung bei Medienmachern wie -nutzern. Und das war eine weitere gute Nachricht des Tages.