Oldenburg Schwedische Importe haben in Deutschland Tradition: Möbel, Kinderbücher, Knäckebrot – und das Deutsche Sportabzeichen. Der Sportlehrer Carl Diem brachte die Idee aus Skandinavien mit. Vor 100 Jahren wurden die ersten Abzeichen verliehen.
In Oldenburg startete die Geschichte des seit 1958 als Orden geltenden Sportabzeichens später. Der Historiker Matthias Schachtschneider hat sich intensiv mit der Sportgeschichte der Stadt befasst. In seiner „Sportchronik“ steht, dass das Sportabzeichen in Oldenburg erstmals 1946 abgenommen wurde. Damals hieß die zuständige Institution noch Kreissportbund (KSB) – heute ist der Stadtsportbund (SSB) zuständig, die Prüfungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) abzunehmen.
Abzeichen gab es zunächst noch nicht – die britische Militärregierung war dagegen – wohl auch, weil die Nationalsozialisten das Abzeichen zu propagandistischen Zwecken nutzten und es „Reichssportabzeichen“ nannten.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Am 7. Dezember 1948 ließ der KSB in der NWZ mitteilen, dass der Sportoffizier der Britischen Zone das Sportabzeichen wieder genehmigt hatte. Im September 1949 wurden Termine für Radfahren, Schwimmen und Leichtathletik benannt.
Schachtschneider recherchierte, dass im Jahr 1950 bereits 52 Oldenburger teilnahmen, acht Jahre später waren es 700 und 1969 gar 1506. Unerreicht sind bis heute die 1544 Absolventen von 1977.
Doch in den 1980er Jahren nahmen die Prüfungen stetig ab. Bis in die 2000er Jahre lagen die Zahlen zwischen 800 und 900 Abzeichen. Schon zum 75-jährigen Bestehen hatte der SSB mit Konkurrenz zu kämpfen. Am 5. Mai 1988 schrieb die NWZ: „Neben Aerobic-Boom, Trimm-Welle und dem Run in die Fitness-Studios blieb der ,Fünfkampf gegen sich selbst’ blass.“ Auch heute kämpft der SSB mit anderen Freizeitangeboten um die Gunst der Oldenburger.
Eng mit der Geschichte des Abzeichens verknüpft sind die Sportabzeichenbeauftragen des SSB. Heute übernimmt dieses Ehrenamt Frank Vehren. Sein Vorgänger Hans-Günther Strauß leitete zwischen 1972 und 2009 rund 44 000 Abnahmen.
Im Laufe der Jahre hat sich das Sportabzeichen stetig gewandelt. „Trendsportarten sind immer wieder hinzugekommen, zum Beispiel Walking, aber auch aus der Liste der möglichen Übungen gestrichen worden, wie das Inlineskaten“, so Vehren. Seit einigen Jahren wird in Oldenburg auch das „Sportabzeichen für Menschen mit Behinderungen“ abgenommen.
Zum Jubiläum wurde das Sportabzeichen „aufpoliert“: Gab es früher beim fünften Erwerb ein goldenes Abzeichen, ist die Farbe nun leistungsabhängig – dieser Ansporn soll dem Abzeichen neuen Glanz verleihen. Auch gibt es nicht mehr fünf Disziplinen, sondern vier (siehe Infobox).
Der SSB bemüht sich, die Anzahl der Sportabzeichen zu steigern: 2010 wurde erstmals ein Schul-Wettbewerb ausgeschrieben. Seit 2011 gibt es das Firmensportabzeichen. Mit Erfolg, meint Vehren: „Die Teilnehmerzahlen stiegen wieder auf deutlich über 900.“ Er bleibt zuversichtlich: „Wir streben die 1000 an.“