Oldenburg Das beim TSV Oldenburg noch Fußball gespielt wird, ist in den vergangenen Wochen weit in den Hintergrund gedrängt worden. Die Vereinsverantwortlichen waren zuletzt öfter bei Sportgerichtsterminen als bei Punktspielen ihrer beiden Männerteams. Die bislang in der Südstaffel der Fusionsklasse A spielende zweite Mannschaft (siehe Info-Box) ist abgestiegen. Dem Landesliga-Team droht das gleiche Schicksal. Ein Spiel vor Saisonende beträgt der Vorsprung auf die gefährliche Zone aktuell sechs Zähler, doch es drohen mehrere Punktabzüge.
Drei Betrugsfälle
Die Liste der Verstöße gegen die Spielordnung wurde von Woche zu Woche länger – und immer wieder versuchte die TSV-Spitze, das unsportliche Verhalten als irrtümlich begangene Fehler von mit den Regularien nicht vertrauten Personen zu entschuldigen.
Die Merkwürdigkeiten wurden gekrönt von drei dreisten Betrugsfällen in der Landesliga. Nachdem sich Torwart Felicio de Sousa Belchior Mitte April verletzt hatte, stand der TSV ohne einen für die Landesliga tauglichen Keeper da. Die Lücke wurde mit – gelinde gesagt – sehr viel Fantasie geschlossen. Bei den nächsten drei Partien stand an der Torwartposition der Name Nizhyar Omar Yousif Yousif auf dem Spielberichtsbogen, das Tor hütete aber ein anderer, dessen Namen der TSV auch vor dem Sportgericht nicht nennen wollte.
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Essen entdeckt Gaunerei
Im Duell bei Vorwärts Nordhorn agierte der unbekannte Keeper am 22. April äußerst erfolglos (0:9). Beim 2:4 am 25. April bei Kickers Emden war der nicht spielberechtigte Schlussmann schon besser und hielt vier Tage später gegen den BV Essen die drei Punkte fest (3:0). Nach der Partie platzte aber die Bombe, die Südoldenburger hatten den Schwindel erkannt und legten Protest gegen die Spielwertung ein.
Haarsträubend
An diesem Samstag wurden die Regelverstöße des TSV aus den Partien gegen Emden und Essen am Bezirkssportgericht verhandelt. Die Nordhorner hatten die Einspruchsfrist versäumt. Der Fall kam aber trotzdem zur Sprache, der TSV hatte eine haarsträubende Entschuldigung parat. Der Betreuer sei erstmals bei einem Landesliga-Spiel im Einsatz gewesen und habe gar nicht gewusst, wie er den elektronischen Spielbericht freigeben könne. Er habe einfach eine Taste am Laptop gedrückt, und so sei der falsche Name im Spielbericht aufgetaucht.
Bei den beiden anderen Partien war dann ein anderer TSV-Vertreter am Werke. Dieser sagte jetzt vor dem Bezirkssportgericht aus, er habe dem ausländischen Torwart Spielpraxis ermöglichen wollen, verschwieg aber auch den richtigen Namen. Zudem sei er zuvor nur in anderen Landesverbänden des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) tätig gewesen. Dort seien die Spielordnungen anders gestaltet, und er habe deshalb nicht gewusst, dass der Keeper nicht spielberechtigt war.
Sarigül will nicht reden
Die Vertreter von Kickers Emden und BV Essen nahmen die Aussagen mit ungläubigem Stauen auf. Das Bezirkssportgericht war durch die Aussagen seitens des TSV so „beeindruckt“, dass es am Samstag sein Urteil in den beiden Fällen nicht verkünden wollte. „Wir gehen davon aus, dass unser Spiel gegen den TSV umgewertet wird und wir die drei Punkte bekommen“, meinte Paul Kolker, Vorsitzender des BV Essen. Der Vorsitzende des TSV, Erdal Sarigül, wollte auf NWZ-Anfrage nicht zu den Verfahren Stellung nehmen.
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