Oldenburg „Wir werden einen Kahlschlag in der Stadt erleben“, befürchtet Jonas Höpken. Der Linken-Politiker war einer der Passagiere, die bei der Informationsfahrt der Interessengemeinschaft für die Bürger und ihre Umwelt im Großraum Oldenburg (IBO) an Bord gegangen war.
Mit einem dreiteiligen Oldtimer-Schienenbus der Museumseisenbahn Ammerland-Saterland e.V. ging es für Bürger und Ratsmitglieder von Ocholt über Bad Zwischenahn, Oldenburg, Rastede, Sande in Richtung Jade-Weser-Port. Bei der langsamen Fahrt sollte sich politischen Mandatsträgern und an der Bahnproblematik interessierten Oldenburgern die Möglichkeit zu bieten, sich von den durch den Schienenausbau geplanten Eingriffen in Flora und Fauna einen Eindruck zu verschaffen.
„Eine tolle Idee“, fand Anneliese Wintermann. Nach Beendigung der Fahrt könne sie sich jetzt vorstellen, wie Oldenburg aussehe, wenn die Stadt hinter meterhohen Schallschutzwänden versteckt werde. Das Problem mit den Schallschutzwänden war während der über drei Stunden dauernden Fahrt das Hauptthema. Mitfahrer Lutz Heidemann fand es auch gut, sich mal die Dinge an Ort und Stelle vorstellen zu können: „Ich wohne in der Ziegelhofstraße und werde auch eine meterhohe Schallschutzwand vors Haus bekommen.“ Auch der Eindruck der wunderschönen weiten Flächen im Ammerland würde sehr leiden, ist Heidemann sicher.
Jonas Höpken (Linke) und Andreas Hufeland (Grüne) sind beide der Meinung, dass diese Fahrt bestätige: Es könne nur eine Umfahrung der Stadt geben. „Durch Oldenburg und das Ammerland müssen große Mengen an Gefahrgut transportiert werden, nicht auszudenken, wenn ein Unfall zwischen den Lärmschutzwänden passiert“, so Hufeland.
Die Türen in den Lärmschutzwänden für den Einlass von Rettungskräften bei Unfällen sind im Abstand von 1000 Metern geplant. „Das heißt, die Rettungskräfte müssen 500 Meter zu Fuß zurücklegen, um einen Menschen zu retten“, hat Ingo Splittgerber, 1. Vorsitzender von IBO gezählt. Die Auswirkungen der bis zu neun Meter hohen Wände sind schon jetzt in der Gemeinde Rastede zu erkennen. „Das Liebenswerte vom ‚Residenzort’, wie sich Rastede gern nennt, ist schon jetzt nicht mehr zu erkennen“, meint Harald Dannapfel, langjähriger Mitarbeiter im Verein. Er ist der Meinung, dass die Bahn viel zu viele Lärmschutzwände baut. „Deutschland wird durch die Lärmschutzwände total verändert“, meint er.
Es waren nur wenige Vertreter des Rates zu entdecken. Die FDP ließ sich durch Franz Norrenbrock (WFO) vertreten. „Es ist uns noch deutlicher vor Augen geführt worden, welche Auswirkungen der neue Trassenbau für die Stadt, aber auch für die Landschaft des Ammerlandes haben wird“, so Norrenbrock.