Oldenburg Wer Drogen besitzt, macht sich strafbar. Rocker Stephan H. (47) vom Rockerclub „Alte Werte Friesland“ passiert aber nichts – obwohl er Hasch und Amphetamine im Haus hatte. Rechtliche Konsequenzen wären aber auch eher seltsam gewesen, denn die Ermittlungsbehörde hatte ihm – wenn auch ungewollt – die Drogen selbst ins Haus geschickt (NWZ berichtete).
„Wir haben kein Ermittlungsverfahren eingeleitet“, sagte am Dienstag der Leitende Oberstaatsanwalt Roland Herrmann denn auch nicht ganz unerwartet. Er begründete dies unter anderem damit, dass „H. der Anklagebehörde das Rauschgift schließlich umgehend zurückgebracht“ hätte. Aber auch innerhalb der Justizbehörden wird der Vorfall weder disziplinarische noch rechtliche Konsequenzen haben, sagte Hermann der NWZ .
Wie berichtet, sollte dem 47-Jährigen eigentlich eine gestohlene Uhr, die in der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft lagerte, zurückgeschickt werden. Ein Zahlendreher in der Asservatenliste bzw. auf dem Anweisungsbogen ließ aber statt der Uhr das Rauschgift auf Reisen gehen.
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Roland Herrmann hat innerhalb der Behörde nachgeforscht und mehrere Gründe dafür gefunden, dass so etwas passieren konnte.
Normalerweise würden Asservate nicht mit der Post verschickt, sondern müssten von den Berechtigten abgeholt werden, so der Behördenleiter. Ein Sachbearbeiter habe sich daran wohl nicht gehalten. In einer Serviceeinheit müsse dann der Zahlendreher zustande gekommen sein – und der Asservatenverwalter habe daraufhin das Päckchen mit dem Rauschgift in den Versand gegeben, ohne den Inhalt zu überprüfen.
Disziplinarverfahren werde es aber nicht geben, so Herrmann. Wo gearbeitet werde, würden auch mal Fehler passieren. Doch dieser soll nicht wieder vorkommen. Statt Ermittlungen gegen Rocker H. oder Disziplinarverfahren gegen die eigenen Leute soll die Prozedur der Herausgabe von Asservaten gründlich geändert werden.
In Zukunft werden nun beschlagnahmte Schraubenzieher und Kettensägen wie auch Rauschgift und Wertsachen getrennt gelagert. Alle Verpackungen werden außen sichtbar gekennzeichnet und vor der Herausgabe geöffnet.
Das soll künftig Pannen wie im vorliegenden Fall von Anfang Dezember verhindern. Stephan H. kann es egal sein. Er will sowieso keine Post von der Staatsanwaltschaft mehr und erst recht kein Rauschgift.
Mit fünf andern Rockern und Club-Präsident Frisco hatte er in Kutte die Staatsanwaltschaft aufgesucht und dem Behördenleiter das Rauschgift in die Hand gedrückt. Die Verwechslung der Staatsanwaltschaft hatte weit über Oldenburg hinaus für Aufsehen gesorgt.