Oldenburg Unter den rund 180 Zuhörern, die am Donnerstagabend im Kulturzentrum PFL die Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauen verfolgten, waren sie nicht zu übersehen: Gärtner und Floristen, die sich in ihrem Protest gegen die am Oldeweg geplante Ansiedlung des Gartencenters Ostmann zur Initiative „Miteinander für Oldenburg“ zusammengeschlossen haben, trugen blaue T-Shirts mit der Aufschrift „Vergissmeinnicht“. Ein deutliches Zeichen an die Ratsvertreter, die Interessen der örtlichen Betriebe nicht zu vernachlässigen.
Kein Widerspruch
Damit setzten sie einen optischen Kontrapunkt zu den Ausführungen von Gutachter Martin Kremming. Der Projektleiter der Cima Beratungs- und Management GmbH erklärte, warum es kein Widerspruch sei, dass er die Ansiedlung des Gartencenters mit einer knapp 14 000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche am Stadtrand neben Möbel Buss für verträglich hält. Und das, obwohl sich eine Ratsmehrheit im Jahr 2008 in ihrer Ablehnung der ersten Ostmann-Offerte auf das kurz vorher von der Cima erstellte Einzelhandelsentwicklungskonzept (EEK) berufen hatte. „Der Standort Oldeweg wäre auch damals schon möglich gewesen, wenn auch nicht mit erster Priorität.“ Auch heute gelte: „Der Oldeweg ist ein geeigneter Alternativstandort, der funktionieren wird.“
Kremming betonte, das Vorhaben stehe auch mit der aktuellen Fortschreibung des EEK im Einklang. Sein Gutachterkollege Dr. Donato Acocella räumt darin der grünen Branche in Oldenburg ein Entwicklungspotenzial von bis zu 13 000 Quadratmetern Verkaufsfläche ein. Die von Ostmann für den Gartenfachmarkt geplante Verkaufsfläche bezifferte Kremming auf „nur 8400 Quadratmeter“. 5590 Quadratmeter seien Kalthallen und Freiflächen mit saisonabhängiger Produktion.
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Verdrängungswettbewerb
Den Gartencenter-Umsatz prognostizierte der Cima-Mann mit 10,1 Millionen Euro. „53 Prozent des Umsatzes dürften in Oldenburg umverteilt werden“, schätzte Kremming. Das heißt im Gegenzug aber auch, dass knapp fünf Millionen Euro aus dem Umland zusätzlich nach Oldenburg fließen. In keinem der 14 sogenannten „zentralen Versorgungsbereiche“ – die Innenstadt und die Stadtteilzentren – entstehe ein kritischer Verdrängungseffekt. Ein Beispiel: Bei Pflanzen- und Gartenbedarf betrage die Verdrängungsquote in den zentralen Versorgungsbereichen maximal 1,7 Prozent. Im sonstigen Stadtgebiet schnellt diese Quote aber auf 17,1 Prozent hoch. „Dort gibt es keinen Wettbewerbsschutz“, so Kremming.
Gerd Cordes wies als Sprecher der Initiative „Miteinander für Oldenburg“ darauf hin, dass „80 Prozent“ der knapp 40 Mitglieder mit ihren Betrieben außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche liegen würden. Er zweifelte die dem Gutachten zugrundeliegende Umsatzprognose an: „Da wird deutlich mehr Geld generiert.“ Cordes’ Fragen zur Ausschreibung des Grundstücks am Oldeweg ließ Wirtschaftsförderer Klaus Wegling mit Hinweis auf die Vertraulichkeit unbeantwortet.
Investor ist irritiert
Investor Rainer Ostmann zeigte sich „irritiert, dass der Initiative eine Plattform gegeben wurde“ und bot an, ebenfalls Rede und Antwort zu stehen. Gelegenheit könnte es geben: „Das war nur der Auftakt“, so Ausschussvorsitzender Sebastian Beer (Grüne).