Oldenburg Es gab eine Zeit, da konnte Theis Ammermann Hilfe von außen gut gebrauchen. Der 13-Jährige befand sich in einer schwierigen persönlichen Situation, was sich in der Schule negativ auswirkte. Auch das Lesen fiel ihm schwer. Hürden entstanden. Aber dann passierte etwas. Theis bekam eine neue Klassenlehrerin – und die kannte das Jobpatenprojekt der Stadt. Sie stellte Theis und vielen Mitschülern an der Paulus-Schule Oldenburger vor, die bereit waren, bei der Berufsorientierung zu helfen: Menschen, die sich ehrenamtlich einmal in der Woche eine Stunde Zeit nehmen wollten, um einem Schützling zur Seite zu stehen.
So kamen der Schüler Theis Ammermann und der Businesscoach und Kommunikationstrainer Ralf Miarka 2007 zusammen. Das war vor sieben Jahren, im zweiten Halbjahr der siebten Klasse. Miarka sagt: „Ich hatte den Jobpaten-Aufruf in der NWZ gesehen. Ich komme aus einem geburtenstarken Jahrgang, damals war die Hölle los auf dem Arbeitsmarkt. Eine dritte Meinung jenseits der meiner Eltern hätte mir damals gut getan.“ Theis fand Miarka schon bei der Vorstellung sympathisch und freute sich, dass es tatsächlich klappte. Die Lehrerin hatte angekündigt, dass die Jobpaten „einfach mit uns sprechen, uns bei Praktika helfen, unsere Stärken finden helfen, vielleicht auch, später einen vernünftigen Job zu finden“.
Und so kam es. Sie sprachen über die Ziele für ihr gemeinsames Projekt, Miarka half Theis und einem weiteren Schützling, erste Praktika zu finden, etwa bei Kuhnt, auch im Einzelhandel. Theis schaffte den Hauptschulabschluss, machte noch den Realschulabschluss und ist nun fast fertiger Assistent für Informationstechnik am BZTG.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Auch neben der Schule läuft es gut. Seit fünf Jahren engagiert er sich in der Jugendarbeit von St. Willehad, auch schon als Leiter des Pfingstzeltlagers. „Es gefällt mir, mit Kindern zu arbeiten“, sagt Theis. Nach dem Ausbildungsabschluss im Sommer möchte er für ein Jahr als „Au-Pair“ nach Neuseeland fahren. Was danach kommt, hält er sich noch offen. Ralf Miarka wird ihm auf Wunsch weitere Kontakte vermitteln, etwa bei einem der I T-Unternehmen im TGO, in dem er auch mit seiner eigenen Firma sitzt.
Eigentlich ist die Jobpatenzeit nur zwei Jahre lang, aber die beiden haben den Kontakt zumindest locker weiter gehalten. Miarka, der die „ruhige, wertschätzende und ehrliche Art“ von Theis schätzt, sagt: „Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, auch wenn immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, das Erwachsenwerden zu beobachten und als Dritter einen Impuls zu geben, das war es. Jeder von uns hat einzigartige Talente, und die so zu entdecken und mitzubegleiten, das ist schön.“ Miarka, der schon vier Schüler begleitet hat, wird wohl auch im neuen Durchgang, der demnächst startet (siehe Info-Kasten) dabei sein.
Theis, der inzwischen 20 Jahre alt ist, sagt: „Es war nicht nur eine positive Sache für meine Zukunft, sondern mehr als das. Da war ein erwachsener Freund an meiner Seite, der mir die Dinge erklärt hat, die dran waren, und der große berufliche Erfahrung hatte. Das hat mir sehr geholfen.“