Oldenburg Sie bezeichnen sich selbst als große kritische Masse (englisch: Critical Mass), treffen sich an jedem letzten Freitag des Monats um 18.30 Uhr vor dem Bahnhof und erobern sich die Straße zurück: Rund 300 Radfahrer erwarten Roman Eichler (33) und Jelte Müller (36) auch an diesem Freitag.
„Wohin die Tour durch Oldenburg führt, entscheidet derjenige, der vorne fährt“, erklären die beiden Radfahrer. Das Treffen komme in jedem Fall spontan zustande. Die Aktion richte sich gegen das bestehende Verkehrssystem, das Radfahrer benachteilige, sagt Eichler. Radfahrer seien als Verkehrsteilnehmer eigentlich gleichberechtigt, würden aber an den Rand gedrängt. „Radler behindern nicht den Verkehr, sie sind der Verkehr“, rechtfertigen Eichler und Müller ihre Aktion. Radler würden sich die Straßen als Lebensraum zurückerobern.
Zwar gelte Oldenburg als radfahrerfreundliche Stadt, doch würden die Radler durch Regelungen benachteiligt. Mit Autofahrern komme es daher zwangsläufig zu Konflikten. Bei gleichen Rechten für alle könnte dieses Konfliktpotenzial entschärft werden.
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„Wir sind keine Demonstration, wir praktizieren demonstratives Radfahren", stellen Müller und Eichler klar. Politisch ist die „kritische Masse“ völlig unabhängig. Die Teilnehmer der Ausfahrten kämen aus allen sozialen Schichten vom Anzugträger über den alternativen Studenten bis hin zum Rentner.
Vor allem ist die Ausfahrt von Critical Mass an den Freitagabenden auch eine Kontaktbörse. „Man lernt sich kennen, kommt ins Gespräch, trifft sich anschließend in einer Kneipe“, sagt Müller. „In Oldenburg entwickelt sich eine echte Fahrradszene.“
Übrigens: Wenn 16 und mehr Radfahrer gemeinsam unterwegs sind, gelten sie als Verband. „Die Radwegebenutzungspflicht entfällt, und nachfolgende Radfahrer dürfen eine Ampelkreuzung überqueren, auch wenn die Ampel auf Rot gesprungen ist“, bestätigt Polizeisprecher Rolf Cramer.
Infos: www.facebook.com/criticalmassoldenburg