Oldenburg Erste Anzeichen für die Folgen von Corona sind erkennbar – nicht nur im neuen Schuldneratlas von Credit-reform (Stichtag 1. Oktober), sondern jetzt auch in der Schuldnerberatung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Oldenburg. Dorothee Rensen, die Leiterin der Beratung, sagte am Dienstag: „Die Corona-Folgen sind noch nicht ganz bei uns angekommen, auch weil zwei Drittel unserer Kunden im Leistungsbezug sind. Aber es gibt bereits Fälle, weil etwa das Kurzarbeitergeld nicht ausreicht. Der Dispo ist ausgeschöpft, die Ersparnisse aufgebraucht und die Verwandtschaft angepumpt. Was tun?“ Vor allem der zweite Lockdown beginne, „gerade in der Gastronomie, wo ohnehin niedrige Löhne gezahlt werden, Menschen in die Knie zu zwingen“. Hinzu komme inzwischen „eine gewisse Hoffnungslosigkeit“.
Häufiger als bisher gehe es bereits um Pfändungsschutzkonten, damit bei einer Pfändung des Girokontos dem Schuldner zumindest das Allernötigste bleibe. Die Beratungsleiterin geht vor allem im ersten und zweiten Quartal des neuen Jahres beim Beratungsbedarf „von einer starken Steigerung aus“.

Dorothee Rensen rät, „sich so früh wie möglich zu melden, spätestens wenn man Probleme mit monatlichen Ratenzahlungen bekommt – auch um eine Budgetplanung zu machen, über weitere Einsparmöglichkeiten und über Stundungen zu sprechen“.
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Termin machen
Die Beratungen des Paritätischen – aber auch andere Einrichtungen bieten solche Hilfen an – sind kostenlos und Termine innerhalb einer Woche möglich. Zu erreichen ist die Schuldnerberatung unter Telefon 77900-21, -25 und 26.
Ein Blick auf den aktuellen Schuldneratlas zeigt, dass die Situation grob betrachtet auch stadtteilweise unterschiedlich ist. Insgesamt hat sich die Zahl überschuldeter Privatpersonen in Oldenburg vorerst noch weiter leicht verringert – auch weil die Folgen des Lockdowns sich, ähnlich wie bei den Firmeninsolvenzen, voraussichtlich erst im neuen Jahr voll zeigen. Die Quote sank von 10,12 Prozent in 2019 auf aktuell 9,94 Prozent. Damit liegt die Stadt unter dem Weser-Ems-Durchschnitt (10,02). Osnabrück liegt bei 11,72. Insgesamt sind in Oldenburg 14 200 Bürger (Vorjahr 14 300) überschuldet. Positiver und negativer Spitzenreiter bleiben die Gebiete Haarentor/Wechloy mit 7,46 Prozent und am anderen Ende Kreyenbrück/Bümmerstede mit 13,2 Prozent.
Die aktuellen und die Vorjahreswerte sehen so aus: Haarentor/Wechloy/Bloherfelde (PLZ 26129): 7,46 Prozent (2019: 6,72 Prozent) Eversten (26131): 8,55 Prozent (2019: 8,78 Prozent) Nadorst, Ohmstede, Etzhorn, Ofenerdiek (26125):
8,74 Prozent (2019: 8,83) Bürgerfelde, Alexandersfeld (26127): 9,25 Prozent (2019: 9,49 Prozent) Innenstadt-Bereich (26121): 9,83 Prozent (2019: 10,06) Innenstadt/Eversten (26122): 10,28 (2019: 10,3) Osternburg/Tweelbäke (26135): 10,39 (2019: 10,84) Donnerschwee (26123): 11,49 Prozent (2019: 12,45) Kreyenbrück/Bümmerstede (26133): 13,2 (2019: 13,63)
„Die leichte Verschlechterung in Haarentor/Wechloy/Bloherfelde liegt wesentlich daran, dass ein paar Schuldner hinzugekommen sind bei leichter Verringerung der Menschen über 18 Jahren in diesem Bereich – Umgekehrtes gilt für die leichte Verbesserung in Donnerschwee“, sagte Christiane Schulz-Geffken von Creditreform.
Wer ist überschuldet?
Als Schuldner gelten hier Menschen über 18 Jahren, die so überschuldet sind, dass sie die Summe ihrer fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen können und zur Deckung ihres Lebensunterhaltes auch kein Vermögen oder Kreditmöglichkeiten haben. In der Regel liegen bereits mindestens zwei, meist aber mehrere vergebliche Mahnungen mehrerer Gläubiger vor.