Oldenburg Die Meldung kennt jeder: Sturm, Baum auf Gleisen, Zug fällt aus. Bahnreisende haben in der Regel Anspruch auf Schienenersatzverkehr – und wenn kein Bus fährt, gibt’s oft einen Taxischein. Doch um die Verteilung der oft lukrativen Touren auf die Oldenburger Taxiunternehmen gibt es – wieder einmal – Streit.
„Wir haben den Eindruck, dass die Bahn bei der Vergabe dieser Fahrten eindeutig das Unternehmen Hatscher bevorzugt“, sagt Axel Siemenroth, Sprecher der Oldenburger Taxi-Unternehmen: „Viele Oldenburger Unternehmen und Fahrer gehen immer wieder leer aus.“ Diese Sichtweise unterstützen im Gespräch mit der NWZ mehrere Unternehmer und Fahrer. Taxifahrer Hans-Gerd Renken berichtete der NWZ , dass ein Bahnmitarbeiter aus dem Service-Point ihm sogar einmal Fahrgäste vor dem Bahnhof wieder aus dem Taxi geholt hätte: „Der sagte den Leuten, sie dürften nur mit Hatscher fahren.“
Streit hat Geschichte
Remmer Witte, Geschäftsführer bei Hatscher, weist den Vorwurf zurück: „Wir fahren 30 bis 50 Prozent der Touren selbst – der Rest wird an andere Unternehmen vergeben“. Die Standpunkte scheinen unvereinbar.
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Der Streit hat Geschichte. Die Bahn sucht sich in der Regel in jeder größeren Stadt einen Partner, der die Abrechnung aller im Auftrag des Schienenunternehmens erledigten Fahrten übernimmt. In Oldenburg ist das Hatscher. Zuvor – bis zur Insolvenz – war das Auto Bald, dem die anderen Unternehmen das gleiche vorwarfen, wie jetzt Hatscher: Dass das Unternehmen mit der Abrechnungsstelle seine Position nutzt, um den Löwenanteil der Fahrten selbst zu übernehmen.
„Wir haben nach der Bald-Insolvenz darauf gesetzt, dass es mit Hatscher besser läuft. Wir hatten am Anfang das Gefühl, dass wir gemeinsame Ziele verfolgen“, erinnert sich Unternehmer Thomas Kersten. Inzwischen stehen die Zeichen wieder auf Sturm. Auch das Angebot von Remmer Witte, die Vergabe der Bahn-Touren mit einem PC-Programm transparent zu machen, lehnt Siemenroth ab: „Wir haben kein Vertrauen. Da hilft auch keine Software.“
Zerstrittene Branche
Fakt ist, dass die Bahn selbst die Touren vergibt, nicht Hatscher. Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis sagte auf NWZ -Anfrage, dass die Bahn solche Probleme nur in Oldenburg habe. Er bot an, dass das Oldenburger Bahnhofsmanagement nach den Sommerferien die zerstrittenen Unternehmen an einen Tisch holen werde, um die Angelegenheit nochmals zu besprechen.
Günther Zimmermann, Geschäftsführer der Fachvereinigung Taxi und Mietwagen im Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) in Hannover, warnt angesichts dieses Angebots vor zu hohen Erwartungen: „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf gerechte Verteilung der Fahrten.“ Wie der Bahnsprecher sieht auch Zimmermann den Streit in den Oldenburger Verhältnissen begründet: „Anders als in anderen Städten gibt es keine Taxi-Zentrale, der die meisten Unternehmen angeschlossen sind und die die Fahrten verteilt.“ Für die Bahn sei es aber wichtig, dass die Fahrten verlässlich abgewickelt werden. In Oldenburg komme hinzu, dass die DB Sammelfahrten bevorzuge, um die Fahrgäste pünktlich zu den Fähren zu bringen – am liebsten mit Großraumtaxen. Das senke auch Kosten.
Fehlende Zentrale
Zimmermann sagte auch, dass das Problem in Oldenburg vor allem in der Zersplitterung der Taxen-Branche zu sehen sei. So viel Gerangel um die Fahrten gebe es in keiner anderen Stadt. „In Braunschweig, Hannover, Celle und Osnabrück gibt es eine Zentrale, höchstens zwei – und alle Unternehmen sind angeschlossen." In Oldenburg hingegen gebe es viele Unternehmen, die als Einzelkämpfer am Markt tätig sind und deren Zentrale zum Teil des Nachts ein Smartphone ist. Zimmermann gab zudem zu bedenken, dass die Bahn ein wichtiger Auftraggeber sei. Den gelte es nicht zu verärgern. Er bot an, dass der GVN als „neutraler Beobachter“ an den Gesprächen teilnehmen könne, die die Bahn den Unternehmen angeboten habe.