OLDENBURG /OSNABRüCK Drei Millionen Moslems leben in Deutschland. Dies müsse die Gesellschaft akzeptieren, sagte der Jurist in Oldenburg.
Von Thomas Hellmold OLDENBURG/OSNABRÜCK - Als „verhängnisvollen Fehler“ hat der ehemalige Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Professor Dr. Ernst Gottfried Mahrenholz (Karlsruhe), das Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen in Deutschland bezeichnet. Erst durch den politischen Streit sei das Kopftuch zum Symbol geworden – „zu einem Symbol, das es bis dahin gar nicht war“, sagte Mahrenholz bei einem Studientag der Evangelischen Akademie zum Thema „Religion und Politik“ am Montag in Oldenburg.
Im Umgang mit den Muslimen in Deutschland plädierte Mahrenholz für Respekt, statt sie lediglich zu dulden. „Wir müssen endlich zur Kenntnis nehmen, dass drei Millionen Moslems auf Dauer bei uns leben“, sagte der Verfassungsjurist. Als Gegenleistung müssten die zugewanderten Muslime allerdings die deutsche Sprache beherrschen und die deutsche Rechtsordnung „absolut anerkennen“.
Nach Ansicht der Vorsitzenden des Islamischen Frauennetzwerkes, Hamideh Mohagheghi (Hannover), liegen die großen Weltreligionen auf der ethischen Ebene nicht sehr weit auseinander. Es sei ein Irrtum in der öffentlichen Wahrnehmung, den mohammedanischen Glauben grundsätzlich als Gefahr zu betrachten, sagte die islamische Theologin.
Auf eine problematische Vermischung von Religion und Politik in den USA wies der Bremer Religionsprofessor Dr. Hans G. Kippenberg hin. Die von der Bush-Administration unterstützte christlich-fundamentalistische Strömung missverstehe „politische Geschichte als Heilsgeschichte“, sagte Kippenberg. Immerhin rund 40 Millionen Amerikaner folgten dieser Strömung.