Ostfriesland - Ja, ich scheue mich nicht, es zu sagen: Es war ein triumphaler Moment für mich, als das Hospiz am Meer nach zehn Jahren nun in Hage eröffnet wurde.
Aus meiner Sicht ist die Gesellschaft dadurch ein bisschen heller geworden, reicher, menschlicher.
Während der Arbeit als Schirmherr dufte ich wunderbare, hochengagierte Menschen kennenlernen. Auch wenn sie oft mit sanfter Stimme reden, bescheiden, ja demütig wirken, sind sie doch klar in der Sache und konsequent im Handeln.
Die Baukosten blieben trotz Corona im kalkulierten Rahmen. Davon könnten einige öffentlich Träger etwas lernen. Bei uns hat sich nichts verdoppelt oder verdreifacht. Von wegen plötzliche Explosion der Baukosten! Hier waren Leute am Werk, die wussten, was sie taten, und es ging ihnen nicht darum, möglichst viel Kohle zu machen.
Unser Hospiz hat acht Pflegeplätze und natürlich noch gemütliche Räume für Angehörige.
Der Weg dahin war schwierig. Am Anfang gab es nur von ambulanten Kräften den Wunsch nach einem festen Haus, weil die Pflege zu Hause oft mit großen Problemen und Belastungen verbunden ist, für die Familien genauso wie für die Kranken.
Wir hatten nur die Idee. Kein Grundstück und kein Geld. Wohl aber viel Vorstellungsvermögen.
Da habe ich dann auch aus der Nähe gesehen, wie Politik funktioniert. Kein Politiker irgendeiner Partei kann es sich leisten, öffentlich gegen den Bau eines Hospizes zu sein. Folglich waren alle dafür und klopften uns auf die Schultern. Man lobte unser Engagement, aber dann kamen die Bedenkenträger.
„Ja gibt es denn da überhaupt einen Bedarf?“
Nein, das war kein blöder Witz. Das war erst gemeint. Wir mussten erst den Bedarf in einer Analyse nachweisen. Dabei half uns die Uni Emden gern mit einer Studie. Aber das reichte nicht. Es mussten auch noch Wirtschaftsprüfer ran. Es wurde für mich absurd. Spätestens als ein Lärmgutachten von uns verlangt wurde, ahnte ich, dass wir einfach nur hingehalten werden sollten.
Gleichzeitig sprach ich mit einem Menschen, der fünfzig Euro spendete und dabei flüsterte: „Beeilen Sie sich, Herr Wolf, viel Zeit bleibt mir nicht mehr“.
Ich sammelte fleißig weiter Spenden. Der Fischer Verlag druckte die ersten fünfzig meiner Kolumnen, die regelmäßig in dieser Zeitung erscheinen, in ein Buch und schenkte mir die 5000 Exemplare. Man konnte das Buch Leben und Schreiben in Ostfriesland nicht kaufen, sondern nur gegen eine Spende fürs Hospiz erhalten. Ich habe alle Exemplare signiert. Sie waren schnell weg.
Manche gaben zehn Euro. Viele auch Fünfzig. Ohne einen Cent Abzug ging alles ans Hospiz.
Die Bedenkenträger wurden weniger. Die Unterstützer immer mehr.
Jetzt steht unser Hospiz und wird gerade – nein, das ist kein Widerspruch – mit Leben gefüllt.