Nizza /Venedig Überflutete Dörfer, weggerissene Häuser, gesperrte Straßen: Unwetter und Überschwemmungen haben im Hinterland der südfranzösischen Ferienmetropole Nizza chaotische Zustände ausgelöst. Mindestens acht Menschen wurden vermisst. Von zahlreichen anderen fehle eine Nachricht, sagte der französische Regierungschef Jean Castex. Es gebe „große Sorge über die endgültige Bilanz“.
Im Alpenraum war stark betroffen. Dramatisch war auch die Lage im benachbarten Norditalien. Dort kamen sechs Menschen ums Leben. Ein freiwilliger Feuerwehrmann aus der Gemeinde Arnad im Aostatal starb bei einer Rettungsaktion durch einen umgestürzten Baum, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Im Piemont geriet ein Mann in der Nacht im Auto bei Vercelli in die Wassermassen des Flusses Sesia. Auch in Ligurien richteten überschwemmte Flüsse und umgekippte Bäume Schäden an. Menschen wurden vermisst. Viele Haushalte waren ohne Strom.
Auch in Österreich und der Schweiz richteten Wind und Regen am Wochenende große Schäden an, ein vierjähriges Mädchen in Österreich starb.
Castex und der französische Innenminister Gérald Darmanin waren nach Südfrankreich geeilt, um sich ein Bild im betroffenen Département Alpes-Maritimes zu machen. Castex sicherte der Bevölkerung Unterstützung zu; an diesem Mittwoch werde das Kabinett den Katastrophenzustand für die betroffenen Gemeinden ausrufen. Das erleichtert unter anderem Entschädigungen. Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, war sichtlich betroffen: „Wir sind mit einem Unglück konfrontiert, wie ich es im (Département) Alpes-Maritimes noch nicht erlebt habe.“ Etwa 100 Häuser seien zerstört oder beschädigt worden, so Estrosi. In Frankreich wurden rund 1000 Feuerwehrleute und die Armee eingesetzt.
In der norditalienischen Region Piemont meldeten die Behörden zeitweise um die 20 Vermisste. Auch eine deutsche Trekkinggruppe habe sich zunächst nicht bei einem Hotelier gemeldet, der sie nach einer mehrtägigen Tour bei Terme di Valdieri abholen sollte, hieß es. Die Wanderer wurden von der Bergrettung auf einer Hütte entdeckt und in Sicherheit gebracht.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, es gebe keine Hinweise, dass sich Deutsche unter den Vermissten oder Opfern befänden.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach Menschen, die vom Herbststurm „Alex“ getroffen wurden, via Twitter sein Mitgefühl aus. „Gemeinsam werden wir diese Bewährungsprobe bestehen“, schrieb der 42-Jährige.