REICHELSHEIM Tragisches Ende einer Zeppelinfahrt: Ein mit vier Personen besetztes Luftschiff ist am Sonntagabend beim Landeanflug im hessischen Reichelsheim (Wetteraukreis) in Flammen aufgegangen. Die drei Passagiere konnten noch rechtzeitig abspringen und blieben unverletzt. Pilot Mike Nerandzic verbrannte in dem Gefährt. Das Luftschiff war zuvor zu Werbezwecken über dem wenige Kilometer entfernten Hessentag im Einsatz. An Bord waren drei Journalisten, die Luftaufnahmen von dem großen Volksfest in Oberursel im Taunus machten.
Der Zeppelin war um 18 Uhr in Reichelsheim gestartet und gegen 20.15 zum dortigen Flugplatz zurückgekehrt. Da bereits Brandgeruch zu bemerken war, verließen die drei Passagiere den Zeppelin, indem sie aus niedriger Höhe über dem Rollfeld absprangen.
Wie ein Polizeisprecher sagte, gewann das leichter gewordene zweimotorige Prallluftschiff vom Typ Lightship A 60 wieder an Höhe und ging in Flammen auf. Der 52-jährige Pilot, ein Australier, verbrannte. Das Wrack des Zeppelins stürzte wenige hundert Meter entfernt auf ein Feld.
Nach Einschätzung eines Fachmannes hat der Kapitän eine wahre Heldentat vollbracht. Er wusste genau, dass das brennende Schiff wieder hochsteigt, wenn die Passagiere aussteigen, sagte der Technik-Experte der Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen, Hans-Paul Ströhle.
Die Unglücksursache war auch am Pfingstmontag noch unklar. Experten des Bundesamts für Flugunfalluntersuchungen in Braunschweig untersuchen die Tragödie. Die Ermittlungen würden noch einige Tage dauern, wie Polizeisprecher Jörg Reinemer am Montag sagte.
Über das Drama berichtete der Bad Homburger Fotograf Joachim Storch. Er war an Bord und konnte sich wie seine beiden Journalistenkollegen von RTL, ein Mann und eine Frau, in letzter Minute retten. Storch erinnert sich, dass der Pilot seinen Passagieren We had an accident! (Wir hatten einen Unfall) zurief und dann: I crashed the airship! (Ich habe das Luftschiff zertrümmert).
Schlagartig hätten die Insassen eine Hitzewelle vom hinteren Ende der Gondel, wo die Motoren sitzen, verspürt und seien aus niedriger Höhe durch Fenster und Tür abgesprungen. Dabei habe der Kapitän geholfen. Der 52-Jährige habe das Luftschiff nach dem ersten Bodenkontakt nicht unten halten können.
Nach dem Absturz hat der Reifenhersteller Goodyear, in dessen Auftrag der Zeppelin unterwegs war, seine Reklameflüge vorerst eingestellt. Das zweite, baugleiche Luftschiff werde am Boden bleiben, erklärte das Unternehmen am Montag in Hanau.