LIVERPOOL Liverpool/dpa/AFP Nach dem Mord an einem Elfjährigen im englischen Liverpool hat die Polizei einen neuen Verdächtigen festgenommen. Der Jugendliche werde unter Mordverdacht verhört, berichteten am Freitagabend die Fahnder. Es handele sich um einen 16-Jährigen aus der Nachbarschaft. Mehr Details teilten die Ermittler zunächst nicht mit.
Zuvor hatten die Eltern und die Polizei den Täter mit einem verzweifelten Appell aufgerufen, sich zu stellen. „Stell dich. Bitte gib’ den Eltern nach dieser Tragödie ein wenig Frieden“, sagte Vize-Polizeichefin Patricia Gallan. „Unser Sohn war erst elf, unser Baby. Das darf nicht sein, bitte helfen Sie uns“, sagte die Mutter Melanie Jones (41) unter Tränen.
Der elfjährige Rhys Jones war am Mittwochabend im Viertel Croxteth erschossen worden, als er vom Fußball kam. Der als schüchtern beschriebene Junge starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Täter soll die Schüsse von einem BMX-Rad aus abgegeben haben. Zwei Verdächtige waren Donnerstag gegen Kaution freigekommen.
Die Eltern betonten, ihr Sohn sei nie Mitglied einer Jugendbande gewesen. Seine ganze Leidenschaft habe dem Fußball gegolten. „Die Welt hat einen guten Jungen verloren“, sagte der Vater Stephen Jones (44).
Nahe des Tatorts legten sowohl die Eltern als auch Freunde, Anwohner und Angehörige am Freitag Blumen und Andenken an den Jungen nieder – darunter ist ein Schal des Fußballclubs Everton, dessen Fan Rhys war. Der Verein rief zur Hilfe auf. An diesem Sonnabend soll es vor dem Spiel eine Schweigeminute geben.
Nach Angaben von Anwohnern gibt es in Croxteth Probleme mit Jugendgewalt. „Alle Kinder in den Banden hier haben Waffen. Sie würden nicht zweimal darüber nachdenken, jemanden zu erschießen“, sagte ein Jugendlicher der Zeitung „Guardian“.
Die Bluttat setzt eine Serie von Morden an jungen Leuten in Großbritannien fort, die meist durch Mitglieder brutaler Jugendbanden verübt wurden. Allein in London sind seit Anfang des Jahres 17 Teenager erschossen oder erstochen worden.