MüHLEN Eine große Party zum 75. Geburtstag von Alwin Schockemöhle wird es nicht geben. Er will nicht feiern, sagt sein Bruder Paul (67). Stattdessen verreist Alwin Schockemöhle, um am kommenden Dienstag, am 29. Mai, seine Ruhe zu haben. Das ist nicht untypisch für den ehemaligen Weltklasse-Springreiter, der sonst im beschaulichen Mühlen im Kreis Vechta ein zurückgezogenes Leben führt. Er fährt lieber ein paar Tage weg, berichtet der jüngere Bruder.
Berühmt wurde Alwin Schockemöhle als Springreiter. Der erste große Erfolg gelang ihm 1960, als er mit Hans Günter Winkler und Fritz Thiedemann bei den Olympischen Spielen in Rom Mannschafts-Gold gewann. Seinen größten Sieg feierte er 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal, wo er mit Warwick Rex Gold im Einzel und Silber mit der Mannschaft holte. Dazwischen lagen zahlreiche Siege, darunter viermal bei deutschen Meisterschaften und 1975 mit Doppel-Gold bei der EM.
Später machte sich Alwin Schockemöhle, der schon als Vielseitigkeitsreiter 1956 nur knapp die Olympia-Teilnahme verpasste, einen Namen als Züchter. Nachdem er wegen schwerer Rückenprobleme 1977 erst seine aktive Karriere als Springreiter beendet und 1980 sein Amt als Equipechef der deutschen Springreiter niedergelegt hatte, widmete er sich ganz dem Trabrennsport.
Sein Wechsel von der Springreiterei zu den Trabern sollte sich für den Rennsport und dessen Entwicklung als ausgesprochener Glücksfall erweisen. Als Besitzer und Züchter von Trabern gehört er längst zu den Ausnahme-Erscheinungen, geehrt, gefeiert und vielfach ausgezeichnet.
Die Erfolgsbilanz von Alwin Schockemöhle ist sowohl im deutschen wie auch im internationalen Trabrennsport beeindruckend. Er gewann jeweils fünf Besitzer- und Züchter-Championate, stellte acht Derbysieger, vier Stuten-Derbysiegerinnen und 16 Breeders-Crown-Sieger als Besitzer oder Züchter.
Im Januar 2003 gewann sein Hengst Abano As in Paris-Vincennes mit dem Prix dAmérique das schwerste und berühmteste Trabrennen der Welt. Hinzu kamen für die Schockemöhle-Traber Siege in den bedeutendsten Rennen Europas.
Viele Pferde aus der Zucht und dem Besitz von Alwin Schockemöhle stehen in der ewigen Bestenliste der gewinnreichsten deutschen Traber ganz vorne: Abano As (Gewinnsumme 2,197 Millionen Euro), Freiherr As (1,474 Mio.) und Campo Ass (1,299 Mio.) sind aktuell die drei gewinnreichsten deutschen Traber aller Zeiten.
Schockemöhles Hengst Diamond Way, der unter anderem 1985 das Deutsche Traber-Derby gewonnen hatte, gehörte weltweit zu den erfolgreichsten Vererbern. Nicht weniger als 18 Vaterpferd-Championate in Folge holte Diamond Way von 1992 bis 2009. Seine mehr als 2500 Nachkommen trabten auf der ganzen Welt über 60 Millionen Euro zusammen.
Und: Im Februar 2012 wurden Alwin Schockemöhle und sein Jahrhundert-Vererber Diamond Way im Rahmen der HVT-Championatsehrung in die Hall of Fame des deutschen Trabrennsports aufgenommen.