Hooksiel /Den Helder Manchmal geht uns fast der Blick für diesen ganz besonderen Lebensraum direkt vor unserer Haustür verloren. Wie gerufen kommt da „Der Atem des Meeres“, eine Kino-Dokumentation des niederländischen Regisseurs Peter-Rim de Kroon. Ein Werk, welches das Wattenmeer und den mystischen Prozess der Gezeiten in einem faszinierenden Porträt auf die Leinwand bringt – von Den Helder in den Niederlanden über Hooksiel vor der deutschen Nordseeküste bis nach Skallingen in Dänemark.
Fein abgestimmte Komposition
Es ist ein Film über die Flora und Fauna im Wattenmeer, aber auch über die fragile Beziehung zwischen Mensch und Natur. De Kroon spielt mit Kontrasten: Ebbe und Flut, Tag und Nacht, Leben und Tod, Taufe und Beerdigung, Stille und Sturm. Ein ewiger Kreislauf, nach dem sich hier alles richtet. Auch die menschlichen Protagonisten, darunter Postbote Hanni auf den Halligen oder die Organistin Birgit Wildemann auf Föhr (von ihr stammt die Musik).
Auf Szenen, in denen man Stecknadeln fallen hören könnte, folgen donnernde Kampfjets, Explosionen und bewaffnete Soldaten. Das Watt als Übungsraum der niederländischen Armee. Auf leise glucksendes Wasser im Priel folgt eine Flut an Touristen, Schiffen, Gepäck und Autos – leicht ironisch begleitet von der Musik einer Blaskapelle. Und auf die sanfte Schönheit der Natur folgt ihre raue, brutale Seite. Eis und Schnee, fressen und gefressen werden. Gezeigt wird das in drastischen Szenen – von Angriffen der Vögel auf Nester ihrer Konkurrenz bis hin zu den Deichlämmern in ihrer letzten Station: dem Schlachthof.
Film braucht keinen O-Ton
Peter-Rim de Kroon setzte beim Dreh auf eine statische Kameraposition. „Es wirkt wie ein riesengroßes Fenster für den Zuschauer“, beschreibt er. Sein Team habe er angewiesen, die Kamera keinesfalls zu bewegen. Durch die stillen Einstellungen werden plötzlich selbst winzige Veränderungen im Bild bemerkbar.
Für den Niederländer de Kroon sind die Gezeiten ein magischer Prozess, beeinflusst von Sonne und Mond. „Es ist wie Ein- und Ausatmen.“ Faszinierend ist auch: Der Film kommt ohne Kommentar aus. Den braucht es aber auch gar nicht, findet de Kroon: „Es geht im Kino um Klang, Emotionen, Bilder und Gefühl.“ Hier könne der Zuschauer sich seine eigene Erzählung bilden. Statt Worten lässt der Regisseur Bilder sprechen.