Berlin Das Echo ist verheerend. Am Tag danach hagelt es jede Menge Kritik. Bildungsgewerkschaften und Elternvertreter haben die Ergebnisse des Schultreffens bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montagabend als zu dürftig kritisiert. Es handele sich lediglich um „Ankündigungen“. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bezeichnete die Gespräche im Kanzleramt dagegen am Dienstag als „wegweisend“.
Mittel nicht abgerufen
Kanzlerin Angela Merkel hatte die Kultusminister der Länder zu dem Krisentreffen geladen, um gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, Kanzleramtsminister Helge Braun (beide CDU) und SPD-Chefin Saskia Esken über die Digitalisierung der Schulen und den Schutz von Lehrern und Schülern in der Corona-Pandemie zu beraten.
Noch immer sind kaum Finanzmittel aus dem 5,5 Milliarden Euro umfassenden Digitalpakt des Bundes abgeflossen. Lehrerverbände zeigen sich besorgt über mangelnde Hygiene- und Gesundheitskonzepte, warnen vor einer Infektionswelle in den Schulen. Doch am Ende des Gipfels gibt es nur kleine Schritte anstelle eines großen Wurfes. Die 800 000 Lehrer in Deutschland sollen mit Dienst-Laptops ausgestattet werden. Der Bund streckt dafür 500 Millionen Euro vor. Am Ende soll die Anschaffung aus dem EU-Corona-Aufbaufonds finanziert werden, den es bisher aber nur auf dem Papier gibt. Die Anschaffung war bereits geplant. Die Umsetzung lässt allerdings auf sich warten. Im Zuge der geplanten Ausrüstung der Schulen mit Computern und Laptops sollen PC-Experten, sogenannte Schul-Administratoren, für die Einrichtung und den reibungslosen Betrieb der Technik sorgen.
Zu den geplanten Maßnahmen gehört auch eine Schüler-Flatrate für 10 Euro im Monat für ausreichendes Datenvolumen im Netz. Schüler aus sozial schwachen Familien sollen das Angebot kostenlos nutzen können. Bisher mangelt es allerdings vielerorts in den Schulen an schnellem Internet und WLAN. Auch der Ausbau der Leitungen und Anschlüsse lässt trotz gesicherter Finanzierung noch immer auf sich warten. Dabei wäre die schnelle Digitalisierung eigentlich dringend notwendig für den Fall, dass Schüler bei steigenden Infektionszahlen wieder ins Home-Schooling zurückkehren oder sich in Quarantäne begeben müssen.
Große Defizite
Die Zeit des Lockdown hat deutlich gemacht, dass es hier in Sachen Digitalisierung bei Bildung und Unterricht gewaltige Defizite gibt. Einig seien sich die Teilnehmer darüber, dass Schulschließungen auf jeden Fall so weit wie möglich vermieden werden sollen. Ein weiterer Lockdown komme nicht infrage, versicherte Bundesbildungsministerin Karliczek. Doch fehlt es offenbar vielerorts an wirksamen Hygieneschutzkonzepten. Die Kultusminister wollen jetzt an diesem Mittwoch mit Experten vor allem über bessere Möglichkeiten zur Belüftung und über Abstand und Maskenpflicht beraten.