Hude/Bremen - „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, zitierte Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck am Sonnabend den ersten Artikel im Grundgesetz während der offiziellen Enthüllung des neuen Werkes von Wolf E. Schultz im Bremer „Botanika“-Center.

Das Kunstwerk eines Menschen ist allerdings nicht unantastbar. Nachdem die Plastik „Schnabelkeimling“ 17 Jahre vor dem Wildeshauser Kreishaus stand, wurde das „Symbol einer wehrhaften Demokratie“ vor zwei Jahren von Metalldieben zerstört.

Am Sonnabend enthüllte der Huder Künstler gemeinsam mit Marieluise Beck, Jürgen Weichardt und der Vertikalseil-Artistin Anna Abrams in einer feierlichen Zeremonie die aus den Resten des „Keimlings“ neu entstandene Skulptur „Schnabelknospe“. „Die Knospe steht für die wachsende Demokratie“, berichtete Jürgen Weichardt, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Kunst im Verband der Oldenburgischen Landschaft, in seiner Ansprache. Der langjährige Freund von Schultz erklärte, „er hat in seiner Plastik die Verbindung von Mensch und Natur versinnbildlicht.“ Der Künstler wolle ein Zeichen setzen. Mit der Verbindung von Knospe und Schnabel schaffe er die Verbindung zur wehrhaften Pflanze, die sich nicht nur der Gesellschaft, sondern auch der Natur zu Wehr setzt.

Auch die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Marieluise Beck, konnte der außergewöhnlichen Plastik etwas Widerstandfähiges abgewinnen. „Die Knospe steht für das Entstehen einer neuen Gesellschaft, für neue Herausforderungen für den Menschen“, erklärte Beck. „Der Schnabel hat etwas Wehrhaftes an sich und steht für Durchsetzungskraft“, interpretierte die Politikerin. „Heute sind aktive Bürger nötig, die sich den ändernden Bedingungen stellen“, projizierte die Bremerin die Bedeutung der Plastik auf das aktuelle Tagesgeschehen.

Wolf E. Schultz, der mehr als 1000 verschiedene Skulpturen geschaffen hat, ergriff zum Schluss das Wort, als einziger ohne Mikrofon: „Ich arbeite mit den vorhandenen Gegebenheiten“, erklärte der sympathische Bildhauer. Neben dem Mikrofon verzichtet der Künstler allerdings auch auf eine große Ansprache und lässt Bilder sprechen. In einem feierlichen, fünfminütigen Akt in luftiger Höhe enthüllte Vertikalseil-Artistin Anna Abrams aus der renommierten Londoner Zirkusschule „The Circus Space“ die Bronze-Plastik vor dem Botanika-Zentrum.

Damit reihte sich die Skulptur thematisch passend neben den „Garten der Menschenrechte“ ein, in dem auf Bronzebändern entlang der Bremer Parkwege die 30 Artikel der UN-Menschenrechtskonvention eingraviert sind.