Großenkneten - Vom klassischen Mozart-Werk bis zur lauten „Reeperbahn nachts um halb eins“: So bunt wie das Musikprogramm ist der Neujahrsempfang 2020 der Gemeinde Großenkneten am Dienstagabend gewesen. Vorab die große Demonstration der Landwirte, dann fast 200 Gäste im Saal des Gasthauses Kempermann mit einem zweieinhalbstündigen Marathon aus Reden, Musik und Ehrungen. Die Personen des Abends:
Der Bürgermeister
Auch wenn es mit 45 Minute Verspätung losging, war Großenknetens Bürgermeister Thorsten Schmidtke sichtlich erleichtert: Die Demonstration der Landwirte vor dem Gasthaus hat den Neujahrsempfang in keiner Weise beeinträchtigt, sondern die Gäste nutzten die Zeit zum Klönen vor dem Programm. Vor der Eröffnung des Buffets betonte Schmidtke, dass Großenkneten eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde sei. „Wir haben großes Verständnis dafür, dass unsere Landwirte auf die Straße gehen“, so der Bürgermeister. Er freute sich, wie „ordentlich und gesittet“ die Demo abgelaufen sei.
Der Minister
Einen Nebenwohnsitz hat der SPD-Politiker aus Sande noch nicht in der Gemeinde angemeldet, aber ansonsten ist Olaf Lies ein ebenso gern wie häufig gesehener Gast. Nach dem Gespräch mit den Landwirten vor der Tür zog der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in seiner Rede im Saal die Gäste in seinen Bann. Mit Blick auf die Kneter Partnergemeinden Evergem und Suprasl betonte er den europäischen Gedanken. Der Zusammenhalt der Menschen mache Europa aus. Es habe mit 500 Millionen Menschen eine besondere Rolle. Dieses Gewicht müsse es verstärkt nutzen. Lies warb dafür, die notwendigen Veränderungen im Lande aus der Situation der Zufriedenheit heraus mit Gelassenheit anzupacken. Scharf verurteilte er Übergriffe gegen Polizisten, Feuerwehr und Rettungskräfte im Einsatz, ebenso Hass und Hetze im Netz. „Es reicht vielleicht nicht mehr, nur wegzuklicken“, sagte er.
Der landrat
Carsten Harings widmete sich einem Thema, das ihm am Herzen liegt: der rasante Aufstieg der „sozialen Medien“ und die Folgen. „Die Verrohung ist ein Übel der Zeit.“ Rasant schnell würde Hetze zu Hass und schließlich zu Gewalt. „Diese Entwicklung dürfen wir nicht hinnehmen“, sagte er. Demokratie bedeute Kompromisse. „Diese Grundtugend scheint verloren zu gehen.“ Sein Aufruf: „Kommt mal wieder runter, wir befinden uns nicht im Krieg.“ Respektvoller Umgang sei gefragt.
Die partner
Die Delegationen aus den Partnergemeinden, dem belgischen Evergem und dem polnischen Suprasl: Sie sind längst nicht mehr wegzudenken vom Neujahrsempfang. „Aus Partnern sind richtig gute Freunde geworden“, betonte Schmidtke. Suprasls Bürgermeister Dr. Radoslaw Dobrowolski und Evergems Bürgermeister Joeri de Maertelaere bestätigten das in ihren Reden. Der polnische Gast wurde teilweise gedolmetscht, Maertelaere sprach deutsch. Beide hatten ein Bild als Gastgeschenk parat.
die Ehrenamtlichen
Statt des Ehrenamtstages wurden verdiente Ehrenamtliche diesmal beim Empfang ausgezeichnet. Schmidtke betonte: „Ohne das starke Ehrenamt könnten wir wahrscheinlich schließen. Es zieht sich durch alle Bereiche wie ein roter Faden.“ Rainer Niehsen ehrte er für die vielfältigen Verdienste um das Gymnasium in Ahlhorn (unter anderem Jugendwaldeinsatz, Schüleraustausch, Computerführerschein). Rainer Beewen wurde gedankt für das große Engagement in der Bürgerinitiative Steinhöhe, die (letztlich vergeblich) gegen den Bau einer Deponie bei Döhlen gekämpft hatte. Die Ehrungen von Karsten Oltmann (langjährig im Landvolk Großenkneten tätig) und Claus Rohde (Bürgerinitiative Steinhöhe) werden nachgeholt.
Der Couragierte
Der Bankangestellte Herbert Ahrens wurde stutzig: Ein älteres Ehepaar wollte in Großenkneten 50 000 Euro für einen „Neffen“ abholen. Er spielte auf Zeit, informierte die Polizei und so flog der Schwindel auf. „Vorbildliches Handeln und zivilcouragiertes Auftreten“, wie Schmidtke fand.
Der weltmeister
Tim Albrecht ist ein Ausnahmefaustballer des Ahlhorner SV mit einer langen Liste an nationalen und internationalen Erfolgen. Höhepunkt im August 2019: Er wird Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft. Dafür durfte er sich in das Goldene Buch der Gemeinde eingetragen.
Die Musiker
Das war eine bemerkenswerte Spannbreite am Dienstagabend. Zunächst traten Stina Marie und Marit Marta Poppe mit der Violine auf und spielten mehrere Stücke, unter anderem von Mozart. Dafür gab es kräftigen Applaus. Später enterte der Shanty-Chor Benthullen-Harbern den Saal. Im Chor singen auch Großenkneter mit, darunter Ratsherr Rolf Breitenbach. Der führte mit einer launigen Moderation durch das Programm mit Titeln wie „Wir sind auf dem richtigen Dampfer“ und „Grüße von der Waterkant“. Da kam es an einigen Tischen gar zu Schunkelszenen.