Hannover /Im Nordwesten Die niedersächsische Polizei hat im vergangenen Jahr 822 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Clankriminalität eingeleitet. Das bestätigte das Landeskriminalamt am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung. 2017 waren es nach LKA-Angaben 880 Verfahren. Nach einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung, die sich auf „Sicherheitskreise“ beruft, soll die Zahl der Ermittlungsverfahren im ersten Halbjahr 2019 deutlich über 500 gelegen haben. Das LKA wollte dies am Montag nicht bestätigen.
Als Verschlusssache wurde auch der Lagebericht aus dem Jahr 2018 eingestuft, der die Wohnorte der Täter und die Tatorte auflistet. In dem Bericht aus dem Jahr 2017 war Oldenburg (94) hinter Hannover (161) die Stadt mit den zweitmeisten Clan-Straftaten.
Bei den Straftaten, die Clans zugeordnet werden, handelt es sich den Angaben zufolge an erster Stelle um Körperverletzungen. Einen besonderen Schwerpunkt machen die Beamten zudem im Bereich des Callcenter-Betruges aus: Senioren erhalten etwa Anrufe von falschen Polizisten oder vermeintlichen Verwandten – etwa mit dem „Enkeltrick“ – und werden derart unter Druck gesetzt, dass sie Geld an Mittelsmänner übergeben oder direkt überweisen.
Die Polizei in Niedersachsen hatte in jüngerer Zeit wiederholt angekündigt, verstärkt gegen Clankriminalität vorgehen zu wollen. „Die Polizei hat das Thema Clankriminalität mit absoluter Priorität im Blick und nimmt das Phänomen sehr ernst“, sagte LKA-Präsident Friedo de Vries etwa im Januar nach einer Expertentagung.