Hannover /Oldenburg Das Land bekommt ein Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen (abgekürzt Zehn) – und zwar in Oldenburg. Das Kabinett segnete am Dienstag in Hannover ein Konzept von Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) ab, demzufolge die Einrichtung noch in diesem Jahr bei der Landwirtschaftskammer in Oldenburg an den Start gehen soll. Bis September sollen sechs Stellen besetzt werden. Das Zehn soll zunächst bis 2023 eingerichtet werden, insgesamt sind 3,64 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Das Projekt ist ein Versprechen aus dem rot-schwarzen Koalitionsvertrag von 2017.
Wissens-Verlust bei Ernährung
Otte-Kinast hält die Vermittlung von hauswirtschaftlichem Wissen angesichts des gesellschaftlichen Wandels für gefährdet, insbesondere bei der Ernährung drohe Verlust. Dabei sei der wertschätzende Umgang mit Lebensmitteln gut für die Landwirtschaft und für den Klimaschutz. „Man guckt heute viele Kochshows, aber kocht nicht mehr zusammen“, klagte die CDU-Politikerin.
Schlechtes Image Hauswirtschaft
Zudem sei das Image der Hauswirtschaft schlecht und die Bezahlung niedrig. „Dafür, dass sie so wichtig ist, ist Hauswirtschaft unterbezahlt“, sagte Otte-Kinast und forderte, dass mehr Männer den Beruf lernen sollten. Auch im Ministerium will die CDU-Politikerin den Bereich Ernährung stärken. Sie kündigte den Aufbau eines eigenen Referats in Hannover an - bisher wird das Thema von zwei Referenten bespielt.
Ein Büro, kein Kochstudio
Das Zehn soll unter anderem eine Ernährungsstrategie, eine Imagekampagne für Hauswirtschaft und eine Strategie gegen Lebensmittelverschwendung entwickeln. In Oldenburg entstehe ein Büro, kein Zentrum mit zig Kochstudios, betonte Otte-Kinast.
Koalitionspartner SPD lobt Standort Oldenburg
Der Koalitionspartner SPD lobte den Aufbau. „Wir begrüßen es ausdrücklich, dass das Zentrum seine Arbeit noch in diesem Jahr aufnehmen wird. Die Gründung des Zentrums am Standort Oldenburg war dabei der eindeutige Wunsch unserer Fraktion“, sagte die SPD-Agrarpolitikerin Karin Logemann.
Grüne sprechen von „Puddingdiplom“
Der Grünen-Abgeordnete Dragos Pancescu sprach hingegen von „Otte-Kinasts „Landeskochstudio“, welches durch Kürzungen beim Verbraucherschutz erkauft worden sei. „Die Ministerin setzt damit rückwärtsgewandt auf neues ‚Puddingdiplom‘“, erklärte Pancescu.