Hannover - Mit dem Corona-Lockdown endete der Aushilfsjob abrupt, plötzlich fehlt Geld für die Studentenbude, und das Praktikum fällt aus – Prüfungen aber werden angesetzt, obwohl der Umstieg auf Online-Vorlesungen teils schlecht funktioniert. Die Corona-Krise hat viele der rund 210 000 Studierenden in Niedersachsen kalt erwischt.
Zu Geldsorgen kommt Stress wegen des stockenden Studienfortschritts und die Frage, wie es angesichts der unklaren Lage an den Unis und mit der eigenen Lebensplanung weitergeht. In einem Brief forderten Studierendenvertreter von Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) Hilfe – etliche Probleme aber bleiben vorerst ungelöst.
Unterstützt von Familie
Langfristig gebe es für Studierende in der Corona-Krise keine finanziellen Lösungen, beklagt der Koordinator der Allgemeinen Studierenden-Ausschüsse im Land (LAK), Daryoush Danaii. Viele Studierende hoffen auf die Unterstützung ihrer Familien und auf ihr Angespartes. Auch die Nothilfe, die der Bund während drei Monaten zahle, sei nicht ausreichend.
Viele Studierende, so Danaii, hätten ihre Jobs verloren, und der Stresslevel sei enorm gestiegen. Teilweise gaben Studenten ihre Wohnungen auf, weil sie die Miete nicht mehr stemmen könnten. Dazu komme, dass trotz der Umstellung auf Online-Vorlesungen Prüfungen normal geschrieben und bewertet werden. Zu schaffen machten etlichen Studenten auch fehlende Arbeitsräume zum Lernen oder fehlender Zugang zur Buchausleihe.
Die Studierendenvertreter fordern ein Solidaritätssemester, in dem Studenten zwar Fächer absolvieren können, ihnen aber keine Nachteile entstehen, wenn ihnen dies wegen der Epidemie nicht gelingt. Dies würde vielen den Druck nehmen. „Es werden ganze Lebensläufe umgeworfen, und das Ministerium ist sich dessen nicht bewusst“, meint Danaii. Auch wenn das Ministerium den Vorschlag nicht aufgriff, betont es dennoch, dass Studenten durch die Corona-Epidemie keine Nachteile entstehen sollten.
„Luftleerer Raum“
Das Wissenschaftsministerium hat den Hochschulen eigenen Angaben zufolge „umfängliche Entscheidungsspielräume“ eingeräumt, um der Situation gerecht werden zu können.
„Studenten müssen besser ins Boot geholt werden“, forderte Danaii. Weil es bislang keine einheitliche Regelung gebe und jede Universität einen anderen Weg aus der Pandemie suche, hätten viele das Gefühl, sich in einem luftleeren Raum zu befinden. Manche Unis hätten einen Präsenzbetrieb, wohingegen andere nur Online-Veranstaltungen anböten. Geplant sei an einigen Universitäten ein Hybrid-Semester. Dabei gebe es weiter nur Online-Lehre, aber Veranstaltungen wie Praktika und Prüfungen finden vor Ort statt.
In Oldenburg wird es auch ein Hybrid-Semester geben. Das bedeutet: Für die Dozenten gibt es keinen Zwang zur Präsenzlehre. Studiengänge sollen sich daher intern abstimmen, ob Seminare in der Universität stattfinden. Vorlesungen werden hingegen weiter ausschließlich online angeboten.