Port-Au-Prince Nach monatelangem politischen Tauziehen sollen die Haitianer einen neuen Präsidenten wählen. Die erste Wahlrunde ist für den 20. November vorgesehen, die Stichwahl für den 29. Januar 2017, teilte das Wahlamt am Freitag mit. Eigentlich hätte die Wahl am vergangenen Sonntag stattfinden sollen. Wegen des schweren Hurrikans „Matthew“ war die Abstimmung allerdings abgesagt worden.
Der Wirbelsturm hatte in dem bitterarmen Karibikstaat schwere Verwüstungen angerichtet. Zahlreiche Häuser wurden zerstört, Straßen und Felder überschwemmt. Mindestens 546 Menschen kamen ums Leben, rund 1,4 Millionen brauchen dringend Hilfe.
Das Katastrophengebiet im Südwesten war tagelang vom Rest des Landes abgeschnitten. Die auch für die Sicherheit der Wahlen zuständige UN-Blauhelmmission Minustah war in die Nothilfe eingebunden. Es sei unmöglich, die Wahlen durchzuführen, entschieden die Behörden.
Haiti steckt in einer schweren politischen Krise. Der frühere Staatschef Michel Martelly schied im Februar ohne gewählten Nachfolger aus dem Amt. Seitdem regiert Übergangspräsident Jocelerme Privert das Land.
Ein Dauerstreit zwischen Regierung und Opposition lähmt das Land. Die letzte Präsidentenwahl war wegen Manipulationsvorwürfen annulliert worden. Die Europäische Union und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bewerteten die Wahl hingegen als grundsätzlich frei und fair. Sie vermuteten vielmehr, dass die Opposition durch ihre Proteste das für sie ungünstige Ergebnis kippen wollte.
Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Ein verheerendes Erdbeben verschlimmerte im Januar 2010 die Lage. 40 Prozent des Staatshaushalts werden durch Entwicklungshilfe aus dem Ausland finanziert. Es herrschen Korruption und Gewalt. Immer wieder wurden Präsidenten von Militärs aus dem Amt geputscht oder durch Aufstände abgesetzt.