Mit mehr als großer Verwunderung habe ich den Artikel „Körper werden zu Objekten“ gelesen. Dieser Bericht ist das Ergebnis einer Diskussion von knapp 100 Ärzten im Rahmen der Katholischen Akademie Stapelfeld. Besprochen wurde dabei das gesamte Spektrum der Transplantationsmedizin; dies reicht von der Widerspruchslösung bis zum Hirntod. Ich kann verstehen, dass es gerade zur Widerspruchslösung unterschiedliche Meinungen gibt. Auch wenn dieser Vorschlag so gesetzlich geregelt werden sollte, werden damit nicht alle Probleme der Organspende gelöst sein.
Überhaupt nicht zulässig ist es aber, den gesamten Komplex der Organspende höchst fragwürdig darzustellen (...) Es geht bei der Organspende darum, Leben zu retten bzw. die Qualität von menschlichem Leben massiv zu verbessern. Ich weiß, von was ich rede, da ich seit mehr als 25 Jahren nierentransplantiert bin (...) Menschen, die ihre Organe spenden, auf das Niveau von Objekten zu degradieren, entspricht nicht der Ethik eines Mediziners.
(...) Nur um bei den Fakten zu bleiben: Der letzte Schritt einer Hirntoddiagnostik besteht im Ausfüllen des Totenscheins. Dies ist unabhängig von einer Organspende. Wenn das gesamte Gehirn irreversibel ausgefallen ist, gibt es eben keine weiteren Therapiemöglichkeiten. Der Weg zurück ins Leben ist nicht mehr möglich.
Wie schamlos in diesem Artikel mit Vorurteilen gespielt wird, zeigt das folgende Zitat: „Hirntote Schwangere könnten sogar von gesunden Kindern entbunden werden.“ Dass dies eine medizinische Rarität ist, wird mit keinem Wort erwähnt. Dass diese Schwangeren künstlich beatmet werden müssen, erfährt der Leser auch nicht.
Er wird natürlich auch nicht darüber informiert, dass das Aufwachsen des Babys in der Placenta unabhängig vom Gehirn geschieht. Beispiel gefällig? Zicklein konnten das Licht der Welt erblicken, nachdem sie in einer Gebärmutter aus Kunststoff großgeworden sind.
Menschen kann man auch bei der Organspende leicht Angst einflößen. Ärzte, aber auch die Vertreter der Kirche dürfen das nicht. Stattdessen sollten sie Menschen eine Basis bieten, auf der sie sich entscheiden können.