Hannover Mit einer bundesweiten Kampagne wenden sich Humanmediziner und Tierärzte gegen den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Keime aus agrarindustriellen Anlagen, die resistent gegen Antibiotika seien, bedrohten massiv die menschliche Gesundheit, sagten die Initiatoren am Mittwoch in Hannover. Antibiotika würden wirkungslos bleiben, wenn Tiere regelmäßig Medikamente nehmen.
Rund 250 Ärzte, Pfleger und Pharmazeuten fordern als Erstunterzeichner eines Positionspapiers eine tiergerechte Haltung in bäuerlichen Betrieben, schärfere Kontrollen sowie Sanktionen beim Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Resistente Erreger würden über die Abluft von Ställen, Gülle und Tiertransporte sowie über das Fleisch übertragen. Besonders betroffen sind nach Angaben der Initiative Patienten mit geschwächter Abwehrkraft. Jährlich sterben in der Europäischen Union rund 25 000 Menschen, weil Antibiotika nicht anschlagen.
Der Veterinär-Professor Siegfried Ueberschär warnte davor, „dass Antibiotika demnächst als Waffe gegen bakterielle Infektionen für Menschen und Tiere nicht mehr zur Verfügung stehen“ könnten.
Frisches Hähnchen- und Putenfleisch ist nach Angaben der Ärzte zwischen 22 und 42 Prozent mit resistenten ESBL- oder MRSA-Keimen befallen. 76 Prozent der Schweine und 83 Prozent des Mastgeflügels erhielten Antibiotika.