Hannover Eiszeit oder Tauwetter zwischen Agrarminister Christian Meyer (Grüne) und den Bauern: Die Mitgliederversammlung 2014 des Landvolks Niedersachsen erlebt sehr unterschiedliche Signale. Erstmals seit Jahren fehlt der zuständige Landwirtschaftsminister beim wichtigsten Ereignis des Jahres. Das Verhältnis sei „nicht angespannt, sondern kritisch“, windet sich ein Meyer-Sprecher mit Erklärungen für das Nicht-Erscheinen seines Ministers. Eine nachgeschobene „Aber-auf-Arbeitsebene-läuft-es-besser“-Erklärung entkrampft die Situation nicht wirklich.
Landvolk-Präsident Werner Hilse, der für weitere drei Jahre wiedergewählt wurde, müht sich zumindest vor den 300 Delegierten, den Draht zum Agrarminister nicht ganz zu kappen. Hilse zeigt sich erfreut darüber, dass sich Meyer in jüngster Vergangenheit deutlich auf die reale Landwirtschaft zubewegt habe. So habe der Minister auf die heftige Kritik an den ersten Vorschlägen zum Raumordnungsprogramm reagiert und einen neuen Entwurf angekündigt. Ein „verlängerter Anhörungstermin“ und das „Angebot zusätzlicher Erörterungstermine“ wertet Hilse ebenfalls als neuen Ansatz für mehr Dialogbereitschaft.
Doch an Kritik bleibt genug übrig. „Wir wollen unsere Höfe entwickeln, nur mit einer modernen Landwirtschaft können wir mehr für Tierwohl und Umweltschutz tun und gleichzeitig den Verbraucherschutz weiter verbessern. Dazu brauchen wir die Akzeptanz in der Gesellschaft gleichermaßen wie die Unterstützung der Politik“, schreibt der Landvolk-Präsident der Landesregierung ins Stammbuch. Der Landvolk-Präsident erinnert zugleich: „Auf unseren Höfen arbeiten Menschen mit viel Fachwissen und hoher Kompetenz.“ Deren Wissen sei von unschätzbarem Vorteil, wenn es um „Kontrolle und Überwachung im Stall und auf dem Acker“ gehe.
Ein weiterer Stein des Zorns für Bauern: die Nährstoffdiskussion. „Hier sind keine weiteren Bürokratiemonster wie ein Düngekataster notwendig“, erklärt Hilse. Der Landvolk-Präsident erneuert sein Angebot, die Auswertung bereits vorhandener Daten zu ermöglichen, um den Landwirten weitere Meldeverpflichtungen zu ersparen. Versöhnliches registriert Hilse bei der Umsetzung des Tierschutzplanes – eine „Wende von der Wende“. So habe Meyer angekündigt, ohne wissenschaftliche Expertise keine verbindlichen Vorgaben machen zu wollen.