Hannover Die Debatte um die Umbenennung des Kopf-Platzes vor dem Landtag nimmt Fahrt auf. Dass Ex-Bundesverfassungsrichter Ernst Gottfried Mahrenholz (SPD) in dieser Zeitung den ersten niedersächsischen Ministerpräsidenten gegen Vorwürfe zu seiner Tätigkeit in der NS-Zeit in Schutz genommen hat, löst Reaktionen aus.
„Die Verdienste von Hinrich Wilhelm Kopf stehen außer Zweifel. Aber es bleiben auch Schatten aus der NS-Zeit. Deshalb kann Kopf nicht Namenspatron des Platzes vor dem Landtag bleiben“, sagt Helge Limburg, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, dieser Zeitung. Grünen-Fraktionschefin Anja Piel hält es weiter für eine „kluge Entscheidung“, den zentralen Ort künftig nach der jüdischen Philosophin Hannah Arendt zu benennen, die im Kampf gegen Totalitarismus „Bahnbrechendes geleistet“ habe.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Christian Grascha, warnt, „die Biografie von Kopf in die Kategorien Schwarz oder Weiß“ einzuordnen. Das Schicksal von Kopf sei „vermutlich repräsentativ für die allermeisten Deutschen dieser Generation“. Die Liberalen plädieren „für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Geschichte“. Für SPD-Vizelandeschef Olaf Lies „ist die Entscheidung zur Umbenennung gefallen“. Es dürfe nicht dazu führen, „jemanden zu geißeln“. Auch künftig müsse man auf die Erfolge und Leistungen des Sozialdemokraten Kopf hinweisen können.
„Kopfs Leistungen beim demokratischen Neubeginn und Wiederaufbau in Niedersachsen machen ihn aber nicht sakrosankt“, meint CDU-Fraktionschef Björn Thümler (Berne). Es gebe Zweifel an Kopfs Integrität wegen dessen möglicher Verstrickung in die NS-Besatzungspolitik in Polen. Thümler plädiert für einen „Platz der Niedersachsen“ als Landtagsadresse.