Wilhelmshaven In der Weinstube in der Nähe der Wilhelmshavener Kaiser-Wilhelm-Brücke herrscht beste Stimmung. Carsten Feist, künftiger Oberbürgermeister der Stadt Wilhelmshaven, feiert dort mit Freunden seinen Wahlsieg. Bis zuletzt hatte es nach einem knappen Kopf-am-Kopf-Rennen mit dem SPD-Bewerber Niels Weller, ausgesehen. Am Ende reichte es dann für Feist mit 53,59 Prozent der Stimmen, während Weller auf 46,41 Prozent kam. Von den 63 935 Wahlberechtigten stimmten 15 947 für Feist und 13 808 für Weller. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,34 Prozent, 514 Stimmen (1,7 Prozent) waren ungültig.
Da gleichzeitig mit der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters die Wahlen zum Europaparlament stattfanden, mussten die Kandidaten am Sonntag länger als normal auf das Ergebnis warten. In den Wahllokalen wurde als erstes die Europawahl ausgezählt und erst dann die Kommunalwahl.
Beide OB-Kandidaten hatten sich vor zwei Wochen beim ersten Wahlgang für eine Stichwahl qualifiziert. 15 Bewerberinnen und Bewerber waren in der ersten Runde um die Nachfolge des amtierenden Oberbürgermeisters Andreas Wagner angetreten, wobei 13 abgeschlagen auf den hinteren Plätzen landeten. Die Wählerinnen und Wähler hatten offensichtlich die beiden Kandidaten mit Verwaltungserfahrung vorgezogen.
Während sich Weller als Finanzexperte in der Bremer Senatsbürokratie qualifiziert hatte, sammelte Carsten Feist berufliche Erfahrungen in der Wilhelmshavener Kommunalverwaltung.
Für den Start seiner Arbeit kündigte Feist gegenüber der NWZ an, Oberbürgermeister für alle Wilhelmshavener sein zu wollen. Er wolle mit Vertretern aller Parteien und Fraktionen möglichst bald konstruktive Gespräch zum Wohle der Stadt führen. „Jetzt geht es darum, auch die Menschen mitzunehmen, die sich abgehängt fühlen. Ich will Brücken bauen und mithelfen, entstandene Gräben zu schließen, auch wenn ich sie nicht gegraben habe,“ sagte Feist.
Beide Kandidaten hatten zuvor gegenüber der NWZ eine positive Bilanz des Wahlkampfs gezogen. Sowohl Weller als auch Feist hatten sich seit September intensiv um die Wähler bemüht. Beide fühlten sich durch ihre Wahlkampfteams gut begleitet. Über ihre politischen Mitbewerber äußerten sie sich mit großem Respekt. Sowohl Feist als auch Weller bescheinigten sich gegenseitig, sich im Wahlkampf fair und anständig verhalten zu haben. Die große Zahl von insgesamt 15 Bewerbern sei vielleicht etwas ungewöhnlich, gehöre aber zur gelebten Demokratie.