Lies: Das glaube ich nicht. Klar ist, dass jetzt etwas passieren muss, denn die Probleme etwa mit nitratbelastetem Grundwasser sind nicht neu. Wir kennen die Problematik in den ausgewiesenen Gebieten seit 2009 und müssen sie nun ganz konsequent angehen, denn in den vergangenen Jahren ist trotz aller Bemühungen der Landwirte, die Nährstoffeinträge ins Grundwasser zu reduzieren, einfach zu wenig geschehen.
Lies: Noch mal: In den vergangenen Jahren ist messbar zu wenig passiert. Und der Druck steigt: Der Handlungsbedarf besteht seit 2009 und zehn Jahre später ist die EU einfach nicht mehr bereit, diese Stagnation zu akzeptieren. Und ob am Ende tatsächlich zu wenig Nährstoffe bei der Pflanze ankommen, muss man sehr genau prüfen. Unsere Aufgabe jedenfalls ist es, dafür zu sorgen, dass wir keine weiteren Nitrateinträge ins Grundwasser haben.
LIES: Ganz im Gegenteil. Ich bringe unseren Landwirten eine hohe Wertschätzung entgegen. Es geht hier nicht um ein Gegen-, sondern um ein Miteinander. Die Landwirtschaft ist einer unserer stärksten Partner, um beim Grundwasserschutz voranzukommen. Nur leider sehen wir in den aktuellen Ergebnissen, dass die Anstrengungen der vergangenen Jahre nicht ausgereicht haben. Und wenn es nicht reicht und die Nitratbelastung nicht so zurückgeht, wie sie es müsste, dann haben wir gar keine andere Chance, als Maßnahmen zu ergreifen.
Lies: Das stimmt, aber über zehn Jahre lang wurden Maßnahmen ergriffen, die wertvoll sind, die aber eben eindeutig nicht ausreichend gegriffen haben. Es ist wie so oft im Leben: Wenn man nicht konsequent am Ziel arbeitet, sondern glaubt, dass es so dramatisch wie befürchtet schon nicht werden wird, läuft man vor die Wand. Und genau vor dieser Wand – und da verstehe ich auch die Sorgen der Landwirte – stehen wir jetzt. Nun müssen wir es schaffen, die Landwirtschaft zu stabilisieren und gleichzeitig die Rahmenbedingungen etwa bei der Grundwasserqualität einzuhalten.
Lies: Ich habe volles Verständnis, wenn Landwirte sich in ihrer ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Lage bedroht fühlen und ihre Sorgen und Ängste äußern. Wenn sich solche Proteste wie in den Niederlanden aber in gewalttätigen Ausschreitungen äußern, halte ich das für nicht akzeptabel. Auch wenn der Eindruck entsteht, dass sich Veränderungen nur über den Druck der Massen erzielen lassen, halte ich das für falsch.
LIES: Antworten auf die konkreten Fragen, die einfach intensiver und schwieriger sind, als vor zehn Jahren, werden wir nicht auf einer Demonstration finden. Selbstverständlich müssen wir die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft ändern. Wenn wir der Landwirtschaft etwa beim Thema Insektenschutz und biologischer Vielfalt mehr abverlangen, müssen wir ihr dafür auch einen fairen finanziellen Rahmen bereitstellen.