TUCSON Nach dem blutigen Anschlag auf eine demokratische Kongressabgeordnete in Arizona hat US-Präsident Barack Obama die Amerikaner zu mehr Toleranz und Nächstenliebe aufgerufen. Die Tragödie müsse als Chance genutzt werden, den Umgang miteinander auf den Prüfstand zu stellen, sagte der Präsident bei einer Trauerfeier für die Opfer in Tucson. In Zeiten stark polarisierender Debatten sei es wichtig, „dass wir miteinander in einer Art reden, die heilend wirkt, nicht verletzend“. Der Streit vor allem um die Rhetorik der Konservativen geht weiter.
Am Sonnabend hatte ein offenbar geistig verwirrter 22-Jähriger die Abgeordnete Gabrielle Giffords niedergeschossen und sechs weitere Menschen getötet. Zu den Opfern gehörten auch ein Bundesrichter und ein 9-jähriges Mädchen. In Folge des Blutbades tobt in den USA eine Debatte über die politische Radikalisierung. Während die Linke die mitunter militante Rhetorik der Konservativen für die Tragödie mitverantwortlich macht, weisen Amerikas Rechte dies als politisches Manöver zurück.
Die Republikanerin Sarah Palin, Galionsfigur der populistischen „Tea-Party“-Bewegung, wies in einer achtminütigen Videobotschaft die Kritik zurück, durch radikale Rhetorik das politische Klima vergiftet zu haben. Ihre Wortwahl – sie sprach von einer „Blutanklage“ durch die Medien und politische Gegner – löste jedoch wiederum massive Kritik an ihr aus.
Ohne im Detail auf die Debatte einzugehen, rief Obama zu mehr Geschlossenheit auf. „Wir sind vielleicht nicht in der Lage, alles Böse in der Welt zu stoppen, aber ich weiß, dass es ganz an uns selbst liegt, wie wir miteinander umgehen.“ Seine Worte ließen die 14 000 Anwesenden in der Universität Arizona mehrfach applaudieren.
Zuvor hatte Obama Giffords und die anderen bei dem Anschlag Verletzten im Krankenhaus besucht. Der Zustand der 40-Jährigen habe sich deutlich verbessert, sagte er hinterher. Ärzte teilten mit, sie nehme die Umwelt wahr und könne Arme und Beine bewegen. „Sie gähnt und beginnt, ihre Augen zu reiben“, sagte der Chef der Trauma-Abteilung, Peter Rhee.