Wuppertal /Münster Der ehemalige Präsident der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Uwe Schneidewind (54/Grüne), hat die Stichwahl um das Oberbürgermeister-Amt in Wuppertal am Sonntag in einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen am Sonntag die Stichwahl gegen Amtsinhaber Andreas Mucke (SPD) gewonnen. Damit lenkt nun ein grüner Wirtschaftsprofessor künftig die Geschicke der Industriestadt Wuppertal.
Lesen Sie auch:Der langjährige Chef des renommierten Wuppertaler Instituts für Klima, Energie und Umwelt trat als gemeinsamer Kandidat von Grünen und CDU an und konnte sich in der Stichwahl mit 53,5 Prozent der Stimmen durchsetzen. SPD-Mann Mucke erlangte im zweiten Wahlgang 46,5 Prozent.
Blatt wendete sich nach 211 Stimmbezirken
Die beiden 54-Jährigen hatten sich ein enges Duell geliefert. Noch bei der Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmbezirke hatte Mucke, Ingenieur und Vater von drei Söhnen, mit 52,4 Prozent der Stimmen vorn gelegen. Doch bei 211 von 272 Stimmbezirken wendete sich das Blatt: Fortan lag Herausforderer Schneidewind vorn und konnte seinen Vorsprung Stück für Stück ausbauen und schließlich den Daumen nach oben recken.
Wegen der Corona-Pandemie gab es im Wuppertaler Rathaus keine Wahlparty – die beiden Lager hatten sich in entfernten Quartieren versammelt. Bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen hatte keiner der beiden die absolute Mehrheit holen können – Schneidewind hatte aber mit 40,8 Prozent bereits vorn gelegen, Mucke hatte 37,0 Prozent geholt.
Schneidewind erster grüner Oberbürgermeister
Mit Schneidewind leitet nun erstmals ein Grüner die Geschicke der Geburtsstadt von Friedrich Engels, dem Mitbegründer des Marxismus. Die Großstadt mit ihren derzeit 362.000 Einwohnern feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag ihres berühmtesten Sohnes.
Schneidewind studierte Betriebswirtschaft an der Uni Köln und arbeitete bei der Unternehmensberatung von Roland Berger, bevor er in die Schweiz an die Universität St. Gallen wechselte, wo er promovierte und habilitierte. 1998 wurde er Professor an Universität Oldenburg. Von 2004 bis 2008 war er Präsident der Universität.
Dann wechselte er 2010 an die Spitze des Wuppertal Instituts, die er Ende April abgab. Derzeit ist er noch Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität in Wuppertal.
Der 54-Jährige ist außerdem seit 2011 Mitglied im renommierten Club of Rome, der sich für eine nachhaltige Entwicklung und den Schutz des Planeten einsetzt. Von 2011 bis 2017 war er im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Jahrelang beriet er die Bundesregierung in globalen Umweltfragen.
Todeskino verliert Stichwahl in Münster
In der Studentenstadt Münster hingegen scheiterte ein Ex-Oldenburger: Der 61-jährige Peter Todeskino, der ebenfalls für die Grünen angetreten war, kam in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Markus Lewe (CDU). Dieser kam auf 52,6 Prozent der Stimmen, wie die Stadt am Sonntagabend nach Auszählung aller Stimmen mitteilte.
Lesen Sie auch:Der seit 2009 regierende Amtsinhaber hatte im ersten Durchgang der Kommunalwahl die 50-Prozent-Marke verpasst und war auf 44,5 Prozent gekommen. Todeskino hatte 28,4 Prozent der Stimmen erreicht. Ohne Chance auf die Stichwahl war vor zwei Wochen der SPD-Kandidat Michael Jung geblieben – die SPD hatte sich daraufhin für Todeskino und einen Wechsel im OB-Amt ausgesprochen.